Israel
Pressefreiheit? Kann weg
Foto: Bashar Taleb
Nach Al Dschasira und Associated Press hat jetzt erstmals ein israelisches Medium Probleme mit der Regierung Netanyahu: Die Zeitung Haaretz soll weder Anzeigen noch Informationen bekommen. Wieder ein bisschen weniger Pressefreiheit in Israel.
Es ist der Kommentar des Verlegers der renommierten Zeitung Haaretz, der den Bannstrahl der konservativen Regierung von Benjamin Netanyahu ausgelöst haben soll. Amos Schocken warf der Regierung die Einrichtung eines grausamen Apartheidregimes in Gaza vor. Der Kommentar war nicht glücklich formuliert, denn Schocken hantierte auch mit dem Begriff palästinensische Freiheitskämpfer, "die Israel Terroristen nennt". Später ruderte der Verleger zurück und stellte klar, damit habe er nicht die Hamas gemeint.
Der Kommentar hatte Folgen: Regierungsbeamte und Minister geben der Haaretz-Redaktion jetzt keine Informationen mehr. Und auch Anzeigen der Regierung soll es für die linksliberale Zeitung nicht mehr geben. Die Regierung Netanyahu macht damit ein weiteres Mal deutlich, wie sie es mit der Pressefreiheit hält. Ein weiteres Mal deshalb, weil der Fall Haaretz nicht der erste ist. Den Sender Al Dschasira hat es schon vor Monaten getroffen. Sein Studio wurde gestürmt, der Sender in Israel verboten. Im Mai wurde technisches Equipment der international tätigen Nachrichtenagentur Associated Press eingezogen. Der Vorwurf: Sie versorge Al Dschasira mit Bildmaterial. Weniger skandalträchtig, dafür umso rigider ist die Weigerung der Offiziellen, Reporter in den Gazastreifen hineinzulassen.
Pressefreiheit im Krieg? Kann weg. So zumindest handelt das Kabinett Netanyahu. Zu hoffen ist, dass sich die israelischen Journalisten um ihre Haaretz-Kollegen scharen und gemeinsam gegen die Gängelung der Regierung aktiv werden.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner