Reichsbürger-Razzia
PR-Aktion?
Warum gab es von den Durchsuchungen und Festnahmen der Polizei in der Reichsbürger-Szene Film- und Fotoaufnahmen? Wieso waren Journalisten bei der streng geheimen Aktion von Anfang an vor Ort?
Generalbundesanwalt Peter Frank wies in den Interviews, die er nach den Festnahmen und Razzien gab, auf die strenge Geheimhaltung und die lange Vorbereitungszeit hin. Da den Sicherheitskräften alle Verdächtigen ins Netz gingen, kamen zunächst auch keine Zweifel an seiner Darstellung auf.
Die nährte dann jedoch Martina Renner, Bundestagsabgeordnete der Linken. "Die Razzia wirkt wie eine PR-Aktion", schrieb sie am 7. Dezember auf ihrer Homepage und in Twitter. Und weiter: "Wenn so viele Journalist*innen schon eine Woche vor den Razzien nicht nur den Tag der Durchsuchungen, sondern auch die Adressen der Beschuldigten kennen, drängt sich der Eindruck auf, dass es mehr um PR geht als um den Erfolg der Ermittlungen." Ach ja? Tatsächlich? Hat die Abgeordnete noch nichts von Recherche gehört?
Unwahrscheinlich, dass der Generalbundesanwalt die Razzien als Presseeinladung bekannt gemacht hat. Und auch die Pressestelle der Behörde wird nicht Fernsehsender und Nachrichtenagenturen vorab in großem Stil informiert haben.
Womöglich gab es den einen oder anderen dezenten Hinweis. Viel wahrscheinlicher ist, dass recherchierende Journalisten kurz zuvor über ihre Netzwerke davon erfahren haben, dass etwas Großes geplant ist. Wäre das nicht so gewesen, dürfte man mit Fug und Recht die Recherchekompetenz deutscher Leitmedien anzweifeln.
Als politisches Signal sind die Fotos und Fernsehbilder von festgenommenen Reichsbürgern nicht zu verachten. Je mehr Informationen vorliegen, die nicht angezweifelt oder gar umgedreht werden können, desto besser.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner