Frieren im Hitzesommer
Operation weiche Birne
Focus online hat mitten im Hitzesommer eine Geschichte über eine frierende Rentnerin, die zum Aufwärmen mit dem Bus fährt, in den Social Media recycelt. Da gingen wohl Klicks vor Gründlichkeit.
Alles, was mit Gas zu tun hat, geht in den journalistischen und vor allem in den "sozialen" Medien im Moment ab wie eine Rakete. Kein Wunder, halten uns doch die steigenden Gaspreise und die bangen Blicke auf die Messinstrumente der Gasspeicher jeden Tag auf Trab. Und das trotz sommerlicher Hitzerekorde.
Bei 35 Grad und mehr kann so manche Birne schon mal weich werden. Anders ist das nicht zu erklären, was sich die lieben Kollegen von Focus Online kurz vor dem Wochenende geleistet haben. Auf Facebook posteten sie eine Geschichte, die traurig stimmt: Weil sich eine Rentnerin die steigenden Gaspreise nicht leisten kann, lässt sie ihre Wohnung kalt und fährt mit ihrem Hund den ganzen Tag Bus, um sich aufzuwärmen.
Hä? Aufwärmen im Juli? Das fragt sich jeder, der nicht so weit liest oder das Datum der Geschichte zu entziffern versucht: "28.03.2022". Die Mühe machen sich scheinbar nicht viele User, sondern teilen oder liken das Posting. Gut für die Klickstatistik der Social Media-Redaktion.
Diejenigen, die höhere Ansprüche an die Digitalredaktionen stellen, tippen sich wahrscheinlich an die Stirn. Wer jetzt in Bussen die eigene Körpertemperatur regulieren will, tut das, um die Stromkosten für die Klimaanlage zu sparen. Liebe Focus-Leute, das wäre doch auch mal eine Geschichte wert, oder? Aber bitte nicht erst im Winter.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner