Journalismus unter Trump
Nur kurzfristige Gewinne?
Die New York Times und die Washington Post gewinnen Leser und sind wirtschaftlich profitabel, seit Donald Trump Präsident wurde. Dennoch ist Vorsicht angebracht.
Die beiden renommierten US-Zeitungen bilden zusammen mit dem Fernsehsender CNN den Club der drei meist geschmähten Medien in Washington. Sie und ihre Journalisten werden von Donald Trump mehrmals wöchentlich als "Fake News" beschimpft. Weil sich das allmählich abnutzt, ging Trump kürzlich einen Schritt weiter, indem er die Journalisten dieser Medien als "Feinde des Volkes" diffamierte. Und dann forderte er auch noch die US-Behörden auf, ihre Zeitungsabos zu kündigen.So schlimm das für die Journalisten und die politische Kultur in den USA ist, so gut ist es für die wirtschaftliche Entwicklung der beiden Zeitungen. Die Zahl der Digital-Abos der New York Times hat sich seit Trumps Wahl auf fast 3,8 Millionen mehr als verdoppelt. Eine ähnliche Entwicklung nahm die Washington Post. Die regierungskritischen Titel verkaufen sich besser denn je, seit der Medienhasser im Weißen Haus so richtig aufdreht. Also alles in bester Butter?Eher nicht, fand das Editorial Media des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) jetzt heraus. In dem Beitrag werden mehrere amerikanische Medienwissenschaftler zitiert, die die Veränderungen im Journalismus und in der US-Gesellschaft genau analysieren. Eines ihrer Resultate: Die neuen Abonnenten zahlen nicht nur, sondern wollen auch den Kurs "ihrer" Zeitung aktiv mitbestimmen. Auf welche Weise, das teilen sie den Journalisten via Twitter mit. Ist ein Beitrag nicht "aktivistisch" genug, hagelt es massiv Kritik.Im Moment sieht es so aus, dass die Journalisten von Washington Post und New York Times mit den Postings von Donald Trump besser umgehen können als mit den Tweets ihrer neuen Leser.Ein Kommentar von Hendrik Zörner