BDZV
Noch verhandlungsfähig?
Nach 12stündigen Verhandlungen wurde die Tarifrunde Tageszeitungen mit dem BDZV in der vergangenen Nacht ergebnislos unterbrochen. Sind die Verleger noch verhandlungsfähig?
Rund 20 junge Journalistinnen und Journalisten hatten sich auf den Weg nach Berlin gemacht, um der Verhandlungskommission des BDZV einen Eindruck von ihrer Situation zu vermitteln. Gemeinsam hatten sie einen Text formuliert, der viel über Arbeitsdruck, Arbeitsmarktchancen und Leidenschaft für den Journalismus enthielt. BDZV-Verhandlungsführer Georg Wallraf bedankte sich bei der Delegation, um anschließend von der schwierigen wirtschaftlichen Lage der Zeitungen zu reden. Die jungen Kollegen fühlten sich nicht ernst genommen, waren über die kalte Schulter, die Wallraf ihnen zeigte, enttäuscht.In diesem Stil führte Wallraf die fünfte Verhandlungsrunde weiter. "Alles ganz schwierig", "zu wenig Verständnis der Gewerkschaften für die Lage der Branche", "überzogene Forderungen" - so lauteten die Stichworte aus dem Verlegerlager. Am Ende stand ein Angebot, das diesen Namen nicht verdient: 30 Monate Laufzeit für einen neuen Gehaltstarifvertrag bei durchschnittlich 1,28 Prozent mehr Einkommen pro Jahr. Dass es in dieser Größenordnung keinen Tarifabschluss geben würde, haben DJV und dju dem BDZV schon in der zweiten Verhandlungsrunde klar gemacht.Nach dieser fünften Runde stellt sich die Frage nach der Verhandlungsbereitschaft auf Seiten des BDZV. Denn die Blockadehaltung der Verleger ist mehr als das in Tarifverhandlungen übliche Feilschen um Zehntelprozentgrößen. Es fehlt sehr offensichtlich an der Einsicht, dass die Zeitungsjournalisten unverzichtbar für das Produkt Zeitung sind. Diese Einsicht aber ist die Voraussetzung für einen Tarifabschluss.Ein Kommentar von Hendrik Zörner