Wahlwerbung
Nivea statt Scholz?
Der Plakatflächenvermarkter Ströer will keine Wahlwerbung mehr kleben. Zuvor war über Ungereimtheiten in Zusammenhang mit einer Werbekampagne für die AfD berichtet worden. Was ist da los?
Die Kollegen von Correctiv, Spiegel und ZDF Frontal haben Buchungsunterlagen der Firma Ströer auswerten können. Die Ergebnisse ihrer Recherche haben es in sich: Es ging um mehr als 9.400 Großplakate, die vor der letzten Bundestagswahl und acht deutschen Landtagswahlen bei Ströer in Auftrag gegeben wurden und die in etwa 70 deutschen Städten zur Wahl der AfD aufriefen. Bei einem Großteil dieser Aufträge ist die AfD in den Unterlagen von Ströer als "Direktkunde" eingetragen. Correctiv schreibt: "Nach Ansicht von Experten könnte es sich bei den Plakaten um illegale Parteispenden handeln."
Kurz zuvor teilte das Unternehmen mit, dass es künftig auf politische Werbung verzichten will. Begründet wurde das mit persönlichen Anfeindungen und Drohungen gegen Mitarbeiter, Boykottaufrufen und Sachbeschädigungen von Firmeneigentum aus verschiedenen politischen und gesellschaftlichen Meinungsrichtungen. Also Nivea statt Scholz, Cola statt Laschet, Ford statt Baerbock? Erst mal nur jetzt, denn Ströer hält sich eine Hintertür offen. Wenn ein gesellschaftlicher Konsens erzielt werden könne, sei Wahlwerbung auf den eigenen Plakatflächen wieder möglich, heißt es.
Bis dahin sollte Ströer klar machen, was es mit den dubiosen AfD-Buchungen auf sich hat. Transparenz ist hier unverzichtbar - auch um der Journalistinnen und Journalisten beim Ströer-Portal t-online.de willen. Auf sie darf noch nicht mal ein Hauch von einem Schatten fallen.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner