New York Times
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Hendrik Zörner
Die New York Times verklagt die Software-Unternehmen OpenAI und Microsoft, weil sie die journalistischen Inhalte des Blattes ohne Erlaubnis zur Fütterung ihrer KI benutzt haben sollen. Die Zeitung macht Schäden in Milliardenhöhe geltend.
Das dürften sich die Programmierer von ChatGPT recht einfach vorgestellt haben. Inhalte, die im Netz verfügbar sind, dürfen auch genutzt werden, selbst für Künstliche Intelligenz, wird ihr Credo gelautet haben. Anders lässt sich nicht erklären, dass sie Daten und Content von den Seiten der New York Times ohne zu fragen heruntergeladen haben.
Das könnte ihnen jetzt zum Verhängnis werden. Denn der Verlag klagt in den USA gegen OpenAI und dessen Hauptinvestor Microsoft. Millionen von Artikeln der NYT seien in ChatGPT geflossen, heißt es. Der Schaden wird in Milliardenhöhe veranschlagt. Dabei scheint es um mehr zu gehen als um eine Entschädigungsforderung: Der Verlag fordert von OpenAI, die Nutzung der Inhalte sofort einzustellen und die bereits kopierten Daten zu löschen.
Kein anderes Medienunternehmen hat bisher so deutlich auf den Datenklau durch KI reagiert. Der Springer-Konzern hat sich erst kürzlich mit OpenAI auf die Nutzung journalistischer Inhalte seiner Medien verständigt - gegen einen Betrag in zweistelliger Millionenhöhe, wie vermutet wird. Und andere deutsche Verlage? Sie dürften mit Interesse das Manager Magazin lesen, das über die Klage der New York Times berichtet. Dass sie um des eigenen Überlebens willen zu ähnlichen Schritten bereit wären, ist zwar nicht auszuschließen, aber wenig wahrscheinlich. Welches mittelständische Verlagsunternehmen legt sich schon gerne mit IT-Giganten wie Microsoft an?
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