Türkei
Nachrichtensperre, was sonst?
Kurz nach der Explosion in Istanbul, der sechs Menschen zum Opfer fielen, verhängte die türkische Rundfunkaufsicht eine Nachrichtensperre. Darüber gewundert hat sich niemand.
Mitten in Istanbul ereignete sich am Sonntag eine Explosion. Die bisherige Bilanz: sechs Tote, zahlreiche Verletzte, zerstörte Geschäfte - und ein Land, das bestürzt ist über die Rückkehr des Terrors. Denn schon kurz nach der Explosion stand für die Offiziellen fest: Es war eine Bombe, gezündet von der Terrororganisation PKK.
So gelenkt wie die Ermittlung soll auch die Medienberichterstattung sein, wünscht sich das Regime von Präsident Recep Tayyip Erdogan. Deshalb verhängte die staatliche Rundfunkaufsicht noch am Nachmittag eine Nachrichtensperre. Die Sender CNN Türk und TRT unterbrachen daraufhin ihre Berichte über die Explosion auf der beliebten Einkaufsmeile. Nur Interviews mit Ministern wurden noch ausgestrahlt. Mehr Informationen boten die internationalen Sender, aber auch für sie war es schwer, Fakten zusammenzutragen.
Die Zensur langte noch weiter zu und reduzierte die Bandbreite für Social-Media-Plattformen. Die Folge: Twitter und Facebook waren nur schwer zu erreichen.
Wohlfühlatmosphäre mitten im Terror? Das ist offensichtlich das, was Autokrat Erdogan seinen Untertanen bieten will. Das Schlimme daran: Weil es in der Türkei keine unabhängigen Medien mehr gibt, dürfte er damit durchkommen.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner