Kritik an Facebook
Mut zum "Ja, aber"
Gehen oder bleiben? Mit den Pariser Gewaltexzessen gerät Facebook erneut in die Kritik. In Österreich verabschiedet sich der ORF von dem sozialen Netzwerk auf Raten. Aber was ändert sich dadurch?
Ihre Entscheidung, Facebook allmählich den Rücken zu kehren, haben die Verantwortlichen des Österreichischen Rundfunks bereits vor Monaten getroffen. Den Stichtag 1. Dezember haben sie auch damals festgelegt. Von 70 auf etwa 20 Seiten reduziert der ORF seinen Facebook-Auftritt. Deutlich geringer fällt auch die Zahl der Filme aus, die der ORF den Usern anbietet.Die Kritik an Facebook reißt nicht ab, allen Besserungsschwüren von Mark Zuckerberg zum Trotz. Der französische Medienwissenschaftler Frederic Filloux hat die Rolle von Facebook bei den "Gelbwesten"-Unruhen in Frankreich analysiert. Sein Fazit: Facebook sei die "gefährlichste Waffe gegen die Demokratie". Den Grund macht Filloux vor allem im geänderten Facebook-Algorithmus fest. Medieninhalte werden den Nutzern in viel geringerem Umfang als früher angeboten. Beiträge aus Facebook-Gruppen haben in den Timelines Vorrang. Das gilt dann eben auch für Verabredungen zur Revolte, die viel sichtbarer sind als Informationen und Analysen durch Medien.Bleibt da nur der Rückzug, wie der ORF ihn plant? Nein. Nichts wäre fataler, als Facebook den Trollen zu überlassen. Denn all diejenigen, die über den Ausstieg nachdenken, sollten nicht vergessen, dass eine immer größere Zahl an jungen Menschen sich ausschließlich in sozialen Netzwerken informiert. Es muss eher darum gehen, dass Medienunternehmen Druck auf Zuckerberg und seine Riege ausüben, die Medieninhalte wieder stärker zu gewichten.Ein Kommentar von Hendrik Zörner