NEGATIVPREIS
Mobilmachung in Frankfurt
Rechtspublizist Roland Tichy und Parteigründer Hans-Georg Maaßen zeichneten in Frankfurt am Main ZDF-Satiriker Jan Böhmermann mit einem Negativpreis aus. Initiator war eine Stiftung Meinung und Freiheit - ausgerechnet.
"Feierliche Preisverleihung an Jan Böhmermann für skandalösesten Schwindel-Journalismus des Jahres 2023." Mit diesen Worten leitete die Stiftung Meinung & Freiheit vor einer Woche ihre Pressemitteilung zu der Festveranstaltung ein, deren prominenteste Vertreter Rechtspublizist Roland Tichy und Parteigründer Hans-Georg Maaßen waren. Nicht nur die Behauptung des "skandalösesten Schwindel-Journalismus" hatte es in sich, sondern auch der Name der Auszeichnung: "Karl-Eduard-von-Schnitzler-Preis für Propaganda-Journalismus". Ein Preis, benannt nach dem SED-Chefpropagandisten im DDR-Fernsehen, "Sudel-Ede" genannt.
Wer bislang noch nichts von der Stiftung gehört hat, wird nach der Veranstaltung weniger an "Freiheit", sondern mehr an "Meinung" denken. Denn was da in Frankfurt vor sich ging, war die intellektuelle Brandmarkung von Jan Böhmermann, die in der stramm rechten Szene gern genommen wird. Diejenigen, die in den Social Media schnell mit Kampfbegriffen wie Lügenpresse, Regierungsjournalismus und links-grün-versifft unterwegs sind, freuen sich immer wieder über Futter für ihre Hasspostings. Und wenn der Absender dann noch einen so unverfänglichen Namen wie Stiftung Meinung & Freiheit trägt, wird das umso lieber genommen. Unter dem Deckmantel von Maaßen und Tichy lässt es sich noch hemmungsloser hetzen.
Und Jan Böhmermann? Er dürfte den Schnitzler-Preis verschmerzen. Unwahrscheinlich, dass er seine Sendungen jetzt entschärft. Für ihn gilt das Gleiche wie für alle Journalisten und Kreativen, die ins Visier von Rechtsextremisten und Querdenkern geraten: nicht einschüchtern lassen!
Ein Kommentar von Hendrik Zörner