Hitler-Tagebücher
Mit Transparenz gegen Fälscher-Skandal
Mit einer Podcast-Serie klärt der "stern" über seinen eigenen Medienskandal auf. "Faking Hitler" heißt die Serie, die die Veröffentlichung der angeblichen Hitler-Tagebücher durch das Hamburger Magazin zum Thema hat. Dabei soll auch bisher unveröffentlichtes Material verwendet werden.
Mehr als 35 Jahre ist es her, dass die Führungsleute des Magazins "stern" und des Verlags Gruner und Jahr auf die angeblichen Hitler-Tagebücher hereinfielen. Der deutsche Diktator, der Massenmörder des 20. Jahrhunderts, würde im "stern" seine privatesten Geheimnisse preisgeben, hieß es damals. Kein Historiker, kein Zeitzeuge wusste bis dahin irgend etwas davon, dass Adolf Hitler Tagebuch geführt haben soll. Egal, das spielte keine Rolle. Und auch die Initialen "FH" statt "AH" auf den Buchdeckeln irritierten nicht weiter. Der "stern" war im Fieber. Um so jäher der Absturz, als herauskam, dass die Tagebücher reine Erfindungen waren.Juristisch ist das düsterste Kapitel in der Geschichte des "stern" und seines Verlags längst abgeschlossen. In der Zeitgeschichte und der Medienwissenschaft hat der Skandal um die Hitler-Tagebücher seinen festen Platz. Vergessen ist die Affäre nicht, zumal die Reportagemärchen von Claas Relotius beim "Spiegel" in diesen Wochen immer wieder zu Vergleichen mit der Konkurrenz einluden. Der "Spiegel" hat Aufklärung und Transparenz versprochen und mit ersten Berichten zu Relotius deutlich gemacht, dass es ihm mit diesem Versprechen Ernst ist. Da wollte der "stern" offenbar nicht ins Hintertreffen geraten. Mit der Podcast-Serie "Faking Hitler" soll das Thema neu aufgerollt werden, inclusive bisher unveröffentlichtem Material. Eine gute Absicht im Bemühen um das Vertrauen der Leser.Ein Kommentar von Hendrik Zörner