Letzte Generation
Mit Pauschalkritik gegen Medien
Die Klimaaktivisten der Letzten Generation üben heftige Medienkritik. Es sei schockierend, dass man sich "auf die einfachsten Prinzipien in einer Demokratie - wie neutrale, faktenbasierte Berichterstattung" nicht verlassen könne.
Der tragische Unfalltod einer Fahrradfahrerin in Berlin wurde bundesweit berichtet. Der Grund: Ein Spezialfahrzeug, das die Frau womöglich hätte retten können, steckte im Stau fest, der von Klimaaktivisten verursacht wurde. Kurz zuvor hatte es Protestaktionen der Letzten Generation gegen mehrere Parteizentralen und in Museen gegeben. Darüber haben Medien berichtet, darüber haben sie berichten müssen. Die Aktivisten kritisieren nun, es habe eine "Welle der Vorwürfe, Unwahrheiten und Hetze" gegen sie gegeben. Ihr Vorwurf: Sie könnten sich "auf die einfachsten Prinzipien in einer Demokratie - wie neutrale, faktenbasierte Berichterstattung" nicht verlassen.
Harte Worte von einer Gruppe, die ohne die Medien ohne Bedeutung wäre. Denn ihr Klimaprotest lebt davon, dass er von Journalistinnen und Journalisten in die Öffentlichkeit getragen wird. Und jetzt angeblich Unwahrheiten und Hetze? Die Letzte Generation sollte differenzieren zwischen Bericht und Kommentar und müsste unterscheiden können zwischen journalistischer Berichterstattung in Medien und Hasskommentaren von Social Media-Nutzern in Twitter und Facebook.
Sorry, wir Journalisten sind nicht dafür verantwortlich, wenn einem wütenden Autofahrer der Kragen platzt und er sich nach Lektüre des Berichts über den Tod der Fahrradfahrerin in einem sozialen Netzwerk Luft macht. Zum Shitstorm haben wir nicht aufgerufen. Wenn es Entgleisungen oder Grenzüberschreitungen von Journalisten gegeben haben sollte, wäre der Deutsche Presserat der richtige Ansprechpartner der Letzten Generation.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner