Whistleblower
Manning auf der re:publica18
Die Whistleblowerin Chelsea Manning ist heute zu Gast auf der Digitalkonferenz re:publica18 in Berlin. Mit ihren Enthüllungen hat Manning Geschichte geschrieben - und persönlich einen viel zu hohen Preis bezahlt. Für die Aufdeckung von Missständen muss es Orden und nicht Haftstrafen geben.
Insgesamt sieben Jahre saß Chelsea Manning hinter Gittern, 35 Jahre hätten es sein sollen, wenn nicht US-Präsident Barack Obama kurz vor dem Ende seiner Amtszeit die Freilassung der Whistleblowerin angeordnet hätte. Aber schon sieben Jahre waren zu lang, waren eine unmenschliche Strafe für das, was Manning aufgedeckt hat. Das Material über die Kriege der USA in Afghanistan und Irak, das von Wikileaks veröffentlicht wurde, spiegelte die Grausamkeit dieser Militäreinsätze wider und deckte eine Vielzahl von Verbrechen, begangen von US-Soldaten im Einsatz, auf. Ohne Chelsea Manning läge das Material womöglich heute noch da, wo es das US-Militär am liebsten sähe: auf hermetisch abgeriegelten Servern der Streitkräfte und Geheimdienste.Whistleblowerin Manning kommt heute zur Digitalkonferenz re:publica18 nach Berlin. Dass sie dort voraussichtlich wie ein Star gefeiert wird, kann nicht verwundern. Das steht ihr zu, zumal sie seit ihrer Freilassung in den USA unter verbalem Dauerfeuer von höchster Ebene steht: Donald Trump sieht in Manning eine Verbrecherin. Diese Anfeindungen sind zwar nichts im Vergleich zu den unmenschlichen Haftbedingungen, denen sie ausgesetzt war. Aber sie beweisen, dass das Aufdecken von Missständen, das Veröffentlichen von krummen Deals und schwarzen Geschäften nicht nur von Beifall begleitet wird.Umso wichtiger ist es, dass das Whistleblowing nicht länger juristisch verfolgt wird. Die entsprechenden Grundlagen für das Ende von Kriminalisierung und Mobbing hat in Europa jetzt die EU-Kommission mit einem Richtlinienentwurf geschaffen. Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Schade nur, dass es noch Jahre dauern wird, bis daraus nationale Gesetze werden. Bis es soweit ist, müssen Whistleblower weiter auf der Hut sein.Ein Kommentar von Hendrik Zörner