ARD-Anstalten
Mangel an Wertschätzung
Kommt der Stellenwert der Medienschaffenden und ihrer journalistischen Arbeit in den ARD-Anstalten unter die Räder? Einige Vorkommnisse sind besorgniserregend.
Digitalisierung ist das Schlagwort im medialen Strukturwandel. So auch beim Hessischen Rundfunk. Die Spitze des Senders setzt auf schnelle und allumfassende Digitalisierung, koste es, was es wolle. Und zu den Kosten gehört beim hr, dringend benötigtes Personal in die Digitalformate zu verschieben zulasten des linearen Programms. Das bringt aber derzeit immer noch die allermeisten Hörer. Die Folge sind ausgedünnte Redaktionen: mehr Arbeit, mehr Stress und dank der Inflationsrate weniger Einkommen.
Wie es um die Wertschätzung von Journalisten im Sender aussieht, müssen derzeit auch viele Kolleginnen und Kollegen des WDR erfahren. Statt konstruktiv in die laufenden Tarifverhandlungen zu gehen, konfrontiert die Geschäftsführung die Gewerkschaften DJV und ver.di mit Zumutungen: keine Einkommenserhöhung für die ersten 14 Monate, für Festangestellte 2,25 Prozent lineare Anhebung erst ab 1. Juni 2023 und für Freie 2,8 Prozent ab dem gleichen Termin, allerdings nur auf Mindesthonorare. Einmalzahlungen für Feste und Freie in Höhe von insgesamt 2.000 Euro soll es auch geben – aber nur wenn gleichzeitig der Honorarrahmen "angepasst" und die Vergütungsstruktur "überarbeitet" wird, wie es heißt.
Zwei Beispiele, die den geringen Stellenwert widerspiegeln, den Rundfunkjournalisten inzwischen "genießen". Höchste Zeit, dass sich das ändert.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner