Deutsche Welle
Mal eben ein Vollprogramm aufbauen
Die Deutsche Welle könnte doch die Opposition in Belarus mit einem russischsprachigen Vollprogramm unterstützen, meinte FDP-Chef Christian Lindner. Als ob das so einfach wäre.
Was Propaganda, was Desinformation ist, weiß die belarussische Oppositionelle Swetlana Tichanowskaja aus eigener, leidvoller Erfahrung nur zu gut. Das Regime von Alexander Lukaschenko setzt zur Manipulation der Bürger jetzt verstärkt auf Propagandisten des Kreml. Unabhängige Informationen zu bekommen, ist in dem Land schwer. Bei ihrem Besuch in Berlin bat Tichanowskaja deshalb, einen Beitrag zu leisten gegen die Desinformation, etwa mit einem russischsprachigen Fernsehprogramm der Deutschen Welle.
Flugs griff FDP-Chef Christian Lindner ihre Idee auf und schrieb an den Intendanten der Deutschen Welle Peter Limbourg einen Brief: "Der Strategie des Autokraten Lukaschenko der Abschottung der belarussischen Bevölkerung können wir aus dem Westen nicht tatenlos zusehen", hieß es da. Und weiter: Von einem russischsprachigen Vollprogramm "würden die Menschen in Belarus und Russland profitieren, weil viele von ihnen keine Fremdsprachen sprechen und der Zugang zu Onlineangeboten mit Internetsperren und Zensur blockiert werden kann". Peter Limbourg war alles andere als begeistert von Lindners Vorstoß und verwies auf Kosten und Aufwand, ein Vollprogramm aus dem Boden zu stampfen.
Damit hat der Intendant zweifelsohne Recht. Mal eben lässt sich ein so ambitioniertes Projekt nicht realisieren. Da nützt auch Lindners Zusage nichts, im Bundestag für einen höheren Zuschuss an die DW zu streiten. Das würde nur funktionieren, wenn sich in der Großen Koalition engagierte Mitstreiter fänden. Die sind aber nicht in Sicht.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner