Machen, nicht reden
Facebook gibt sich reumütig. Trotzdem werden Alternativen zu dem sozialen Netzwerk gefordert. Genau das ist das Dilemma: Forderungen reichen nicht.
Facebook-Gründer Marc Zuckerberg will sich jetzt der US-Politik stellen und sich ins Kreuzverhör nehmen lassen. Nachvollziehbar, wahrscheinlich die einzige richtige Reaktion auf den Datenskandal um Cambridge Analytica, der nach bisherigen Erkenntnissen überwiegend in den USA spielte.In Deutschland, wo das Thema auch hohe Wellen schlägt, hat Facebook in einigen großen Tageszeitungen Entschuldigungsanzeigen geschaltet. Die miserable Übersetzung der Originalanzeigen aus den USA sorgte schon für viel Spott im Netz. Aber selbst wenn es in den Annoncen keine sprachlichen Fehler gegeben hätte: Viele Facebook-User werden mit den Zeitungsanzeigen nicht erreicht, weil sie sich von den klassischen Medien abgewandt haben.Aus genau dieser Ecke, den klassischen Medien, kommt jetzt die Forderung nach einem deutschen, europäischen, zumindest USA-unabhängigen Alternativ-Facebook. ARD-Intendant Ulrich Wilhelm hat den Vorschlag gemacht, als von dem Datenskandal noch niemand etwas ahnte. Jetzt wird wieder darüber diskutiert. Ähnlich äußert sich Bertelsmann-Chef Thomas Rabe. Aber die Forderung allein reicht nicht, die Diskussion ebenfalls nicht. Was gebraucht wird, ist der Versuch, ein solches Netzwerk zu wagen. Und dafür braucht es neben frischen Ideen vor allem Kapital, das der öffentlich-rechtliche Rundfunk weder hat noch für solch ein Projekt einsetzen dürfte.Wie wäre es, wenn die Verlage, zumindest die Großen, einfach mal loslegen würden? Wenn Springer, Madsack, SWMH, Funke und andere an den Start gingen? Und vielleicht noch andere Medienunternehmen aus Europa mit ins Boot holten? Wer wirklich eine Alternative zu Facebook wagen will, muss das jetzt tun.Ein Kommentar von Hendrik Zörner