Whistleblower
Lieber Spiegel, da fehlt was
Whistleblower: Geheimnisverrat zum Nutzen aller. Foto: Your Photo Today
Der "Spiegel" hat mit der Titelgeschichte seiner aktuellen Ausgabe den Whistleblowern ein Denkmal gesetzt. Gut so. Und trotzdem fehlt in der Geschichte etwas.
Edward Snowden, Chelsea Manning, Katharine Gun, Bob Woodward, Carl Bernstein, Daniel Ellsberg - das sind die Namen, die sich mit dem Begriff Whistleblower verbinden. Sie alle kommen in der Titelgeschichte des "Spiegel" vor. Die Headline "Die fünfte Gewalt" deutet das an, was der Inhalt verspricht: Auf acht Seiten schildern die Autoren, welch immense Bedeutung die genannten Whistleblower für den Journalismus, ja für die Zeitgeschichte haben und hatten. Das ist unbestritten. Dass es mal ein Medium so gut erzählt zusammenfasst, ist ein wichtiger Beitrag, um die sonst im verborgenen wirkenden Quellen ins Bewusstsein der Leser zu rücken.Aber es sind nicht allein die Helden der "Spiegel"-Titelgeschichte, die zur Aufdeckung von Skandalen beitragen, die den Journalismus beleben. Whistleblower sind auch all jene, die etwa der Lokalzeitung Hinweise über Bau- oder Umweltskandale geben, die sich an Journalisten mit Informationen über Verstöße gegen den Arbeitsschutz in Unternehmen oder über Gesundheitsgefahren in Lebensmitteln wenden. Ohne sie bliebe vieles im Dunkeln. Jeder von ihnen setzt sich persönlichen Risiken aus.Nicht nur Edward Snowden oder Chelsea Manning müssen geschützt werden, sondern auch die vielen namenlosen Whistleblower auf kommunaler Ebene. Das muss die Politik endlich begreifen und den längst überfälligen Whistleblowerschutz gesetzlich verankern. Ohne ihn ist die Pressefreiheit nicht komplett.Ein Kommentar von Hendrik Zörner