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Internet

Liebe Internetversteher von Leistungsschutzrecht.info

07.12.2012

 

eigentlich seid Ihr doch die Guten: Kämpft für das freie Internet ohne (Leistungsschutz-)Abgaben (und damit durchaus auch für die Interessen des gemeinnützigen Suchdienstes Google e.V.), aber Ihr müsst noch für Ordnung in den eigenen Reihen sorgen.


Unter den Organisationen, die Euer Anliegen unterstützen, befinden sich mindestens zwei Vereine, die etwas gegen das freie Internet haben!

Worum geht es genau? Diese Vereine alarmieren derzeit ihre Mitglieder mit der unglaublichen Information, denen zufolge ihre Bilder (von sich selbst und/oder Bilder, die sie aufgenommen haben) auf einer Internetseite angezeigt werden, und zwar einer recht unmoralischen, mit Sexbildern und so! Das gilt für jeden, der die Seite aufsucht und dort seine Namen oder den von anderen eingibt!

Internet, Sexbilder, das geht natürlich nicht (auch wenn solche Bilder und Anzeigen in boulevardesken Tageszeitungen an der Tagesordnung sind, aber in der Tat, das ist ja der unsägliche Printjournalismus). Deswegen müssen die Mitglieder alarmiert werden und zugleich Anwälte eingeschaltet werden, bei denen die Abschaltung der Website und weitere Sanktionen gefordert werden. Diese Maßnahme ist natürlich auch sehr internetaffin, denn die sorgt erst einmal dafür, dass besonders viele Aufgeregte die Seite besuchen, dort herumklicken und damit für genau das sorgen, was die Betreiber der Seite wollten - Aufmerksamkeit. Und erfahrungsgemäß bleiben einige der Empörten dann doch bei den Angeboten der Seite, sagen wir mal: kleben. Sicherlich eine ganz schlaue Idee, die Adresse der Seite ganz aufgeregt in die Welt zu, sagen wir mal, blasen.

Liebe Internetversteher von Leistungsschutzrecht.info, war es nicht so, dass Ihr dafür kämpft, dass Suchmaschinen frei bleiben von rechtlichen Belästigungen? Sollte es nicht so sein, dass das Internet sich selbst regulieren sollte? Ist nach Eurer Ansicht die Anzeige von Suchergebnissen auf einer Seite nicht ganz simpel und US-englisch „fair use“, der unreglementiert bleiben sollte? Weswegen auch Google Eure Initiative unterstützt? Und ist es nicht so, dass wenn man oder frau auf der Google Bildsuche seinen Namen mit einem unmoralischen Zusatz, etwa „P****“ eingibt, ebenfalls ziemlich unsittliche Bildergebnisse herauskommen, was wir nachstehend am Beispiel des SPD-Kanzlerkandidaten demonstrieren?





Nanu, Peer Steinbrück zusammen mit Hustler-Chef Larry Flynt bei Google Bildsuche: Laut dem Bundesgerichtshof wohl legal


Hatte nicht der Bundesgerichtshof, immerhin das höchste deutsche Zivilgericht, die Google Bildsuche für legal erklärt? Warum sollte dann eine Seite illegal sein, die im Prinzip das Gleiche tut wie die Google Bildsuche? 

Natürlich, wenn ein Leistungsschutzrecht eingeführt würde, könnte der Zugriff solcher Suchmaschinen auf Bilder leichter unterbunden werden - möglicherweise. Aber Ihr seid doch gegen ein Leistungsschutzrecht und für den Status quo. Oder war das doch alles nicht so gemeint?

Um es abzukürzen, liebe Internetversteher, Ihr müsst in Euren eigenen Reihen für Aufklärung sorgen. Das freie Internet gibt es nicht umsonst. Da kann eben schon mal das eine oder andere passieren, wie eben „Dein Bild auf einer P****seite“. Wenn Ihr dagegen seid, dann müsst Ihr Euch einfach den Verlegern, Datenschutzfreunden und anderen Persönlichkeitsrechtlern wie etwa Gattinnen von Bundespräsidenten anschließen. 

Also: (Er-)klärt bitte noch einmal intern, was Ihr eigentlich so alles wollt.

Und zum Abschluss: Damit von Euch jetzt nicht gleich wieder - wie bereits ein bekannter Kopf der deutschen Netzpolitik - jetzt gleich wieder eine beleidigte Drohmail an unseren Bundesvorstand geschickt wird, weil Ihr missverstanden, falsch dargestellt oder gar beleidigt wurdet von diesem bösen Internet, der obligatorische Hinweis, dass dieser kleine Brief weder die Meinung des ganzen, halben oder Viertel-DJV noch irgendwelcher Gremien dieses Vereins wiedergibt, sondern nur eine Anfrage eines ganz klitzekleinen Privatmanns, dem eben mal eine Frage durch den Kopf ging.


Mit freundlichen Grüßen

Euer Michaelus Cervus*

(Absender der Redaktion bestens bekannt)



(Update 7.12. 16.50 Uhr)

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