G20-Gipfel
Kritiker unerwünscht
Die Staats- und Regierungschefs der G20-Staaten wollen in Buenos Aires am liebsten unter sich sein. Kritische Journalisten stören da nur.
Beim Treffen der G20 vor fast anderthalb Jahren in Hamburg waren etlichen Journalisten die Akkreditierungen entzogen worden. Wie sich später herausstellte, waren Pannen bei den Sicherheitsbehörden dafür verantwortlich, dass Kollegen nicht mehr berichten durften. Regierungssprecher Steffen Seibert bemühte sich um Aufklärung, gelobte Besserung und installierte einen Akkreditierungsbeauftragten.Das würde in Argentinien bei weitem nicht ausreichen. Wie es dort um die Pressefreiheit bestellt ist, schilderte heute die Journalistin Carolina Balderrama im Interview mit der taz. Fazit: Kritische Berichterstattung ist zwar möglich, aber um Demonstrationen sollten Journalisten lieber einen weiten Bogen machen. Denn für die Sicherheitskräfte gelten sie als Ziele, bei denen nicht lange gefackelt wird.Ohne Bilder von Demonstrationen würden die Medien genau das Bild vom heutigen G20-Gipfel in Buenos Aires vermitteln, das Autokraten wie Donald Trump, Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan recht wäre. Aber das ist ein Zerrbild. Denn zu G20 gehört auch die Berichterstattung über die Folgen der Globalisierung untrennbar dazu. Und die Globalisierungskritiker sind nun mal vor Ort, führen Aktionen durch, demonstrieren. Wenn argentinische Sicherheitskräfte gegen Journalisten vorgehen, dürften die Bilder aus Hamburg 2017 wie eine gemütliche Kuschelrunde wirken. Das wäre fatal.Ein Kommentar von Hendrik Zörner