Kohle oder Diskurs
Das Management von Twitter klagt gegen Elon Musk wegen dessen Rückzug von der geplanten Übernahme des Kurznachrichtendienstes. Wirtschaftlich nachvollziehbar, für den Diskurs tödlich.
Elon Musk hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass es ihm nicht nur um Gewinnmaximierung ging. Er wollte im Fall einer Übernahme von Twitter die Regeln lockern und so ziemlich alles zulassen, was an Tweets zusammenkäme. Also auch Beleidigungen, Schmähungen, Hass. Davon gibt es jetzt schon genug in dem Dienst, aber seit einigen Jahren löscht Twitter auch und lässt längst nicht alles stehen, was an Gewaltphantasien von Usern so zusammenkommt. Den Tiefpunkt hat Twitter mit dem Rausschmiss von Donald Trump überwunden. Seitdem wurde der Dienst immer besser - bis Musk kam.
Doch so schnell wie er kam geht er auch wieder. Angeblich, so Musks Argument, habe Twitter unvollständige Angaben über Fakekonten, zu deutsch: Karteileichen, gemacht. Damit will sich das Management nicht abfinden und klagt jetzt gegen den Beinahe-Investor. Wie die juristischen Erfolgsaussichten sind, lässt sich nicht einschätzen. Aber allen Nutzern von Twitter, die den Kurznachrichtendienst als Diskussionsplattform nutzen, ist zu wünschen, dass Musk dauerhaft fern bleibt. Sonst könnten sie irgendwann in einer Flut von Hasstweets untergehen.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner