Tarifabschluss
Kirche im Dorf lassen
Gegen den Tarifabschluss Tageszeitungen trommelt die Gewerkschaft ver.di: zu niedrig, zu voreilig. Dabei hat sie selbst erst vor Kurzem ähnlichen Tarifabschlüssen ihren Segen gegeben.
500 Euro steuerfreie Corona-Prämie, 3,5 Prozent mehr Gehalt, höhere Volontärsvergütungen. Das sind die Eckpunkte des Tarifabschlusses, auf den sich DJV und BDZV am Abend des 10. Februar in der fünften Tarifrunde geeinigt haben. Die Gewerkschaft ver.di saß bis zum Schluss mit am Verhandlungstisch, sah aber in dem Tarifergebnis keinen zustimmungsfähigen Abschluss. Entsprechend deutlich mit unmissverständlichen Schuldzuweisungen gegen den DJV äußern sich ver.di-Funktionäre seitdem. Statt abzuschließen, hätten weitere Verhandlungsrunden folgen müssen, meinen sie.
Zum einen wäre dann die Corona-Prämie Vergangenheit gewesen, zum anderen wäre in jeder folgenden Verhandlungsrunde das Feilschen mit den Verlegern von vorne losgegangen. Das alles wäre möglich gewesen, wenn bundesweite Streiks das Erscheinen von Zeitungen verhindert hätten. Dann wäre vielleicht irgendwann ein Tarifabschluss zustande gekommen, der anders als in allen Wirtschaftsbereichen die Inflationsrate mehr als wettgemacht hätte. Schöne Illusion, von der Realisten in den Redaktionen jedenfalls nicht träumen.
ver.di übrigens wohl auch nicht. Anders ist nicht zu erklären, dass ver.di mit den bayerischen Zeitungsverlegern einen Abschluss für die Verlagsangestellten abgeschlossen hat, der etwa genauso hoch ausgefallen ist wie das Tarifergebnis für die Journalisten am 10. Februar.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner