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KI-Moderation

Keine Radiopannen mehr?

28.06.2023

Künstliche Intelligenz im Journalismus ist auf dem Vormarsch. Jetzt soll ein komplett neues Radioprogramm mit KI und ohne echte Moderator:innen kommen.

Er kann nicht mehr. Helmut Poppen macht es ihm schwer. „So kann ich doch nicht arbeiten!“ Der Lachflash übermannt NDR-Radiomoderator Thomas Stahlberg vollends. An eine saubere Moderation ist nicht mehr zu denken. Fast drei Minuten geht das so, live im Radio. Sein Lachen ist ansteckend – nachzuhören auf der Internetseite Radiopannen.de. Die Seite sammelt Lacher, Versprecher und Peinlichkeiten aus dem Radio, sehr zur Unterhaltung ihrer Nutzer:innen. Ist es damit bald vorbei?

Zum Medienhaus Audiotainment Südwest mit Sitz in Mannheim zählen die Radiosender bigFM, RPR1, Radio Regenbogen und Regenbogen Zwei. Ab dem Sommer soll ein neues Programm hinzukommen: generiert mit der KI-Software „Radio GPT“ und ohne menschliche Moderator:innen. Die wesentlichen Inhalte sollen laut Pressemitteilung aus lokalem Social-Media-Content erstellt werden, unter Einbindung der User. „Wir sehen das KI-Angebot als eine Erweiterung unseres Angebots und werden hier eher neue Stellen schaffen – das zusätzliche Programm kostet ja eher mehr Betreuungskapazitäten“, versichert Programm-Geschäftsführerin Valerie Weber. Schon aus ethischen Gründen solle nichts on air gehen, was nicht parallel von Menschen betreut werde. Es sollten keine bisherigen Radioprogramme ersetzt oder Stellen abgebaut werden, so Weber weiter.

Aktuell loten Medienunternehmen aus, wie weit sie mit dem Einsatz Künstlicher Intelligenz gehen können, was Nutzer:innen und Gesellschaft gerade noch akzeptieren. Burda hat mit seinem ausschließlich und völlig intransparent KI-generierten Magazin „99 Pasta-Rezepte“ den Vogel abgeschossen. Springer entlässt Personal, stattdessen soll KI Aufgaben beispielsweise in der "Bild"-Redaktion übernehmen.

Nun also ein KI-moderiertes Radio aus „lokalem Social-Media-Content“. Der neue Sender wird wohl nicht bei Radiopannen.de auftauchen – und wenn doch, dann wahrscheinlich in der Rubrik „Peinlich“.

Ein Kommentar von Paul Eschenhagen

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