Keine glückliche Hand
Das Erste hat nach Kritik von CDU-Politikerin Julia Klöckner einen Tweet zur Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock gelöscht. Bei der Aktion ist wohl jemand die Birne durchgebrannt.
Den Auslöser gab die Sendung von Sandra Maischberger im Ersten. Ein User schrieb daraufhin als Kommentar, bei den Grünen würden politische Ämter auch ohne Allgemeinbildung besetzt. Das Erste schaltete sich dann so ein: "Wie kommen Sie dazu, dass Frau Baerbock nicht gebildet ist? Schauen Sie sich die Ausbildung der Frau an. Wenn das keine Bildung ist..." Ganz schön emotional. In Twitter kochte das Thema danach hoch - und die twitternde Bundeslandwirtschaftsministerin mischte auch mit: "Die Bundesgeschäftsstelle der Grünen hätte nicht besser antworten können." Damit waren die Tweets endgültig in der Berliner Politik angekommen.
Das Erste machte bald schon einen Rückzieher: "Wir haben unsere Antwort vom 1. Mai auf den Tweet zur Bildung von Politikern gelöscht, weil sie nichts mit dem Programm des Ersten zu tun hat. Wir bitten um Entschuldigung." Damit hätte es gut sein können. Allerdings gelangte das Thema erst jetzt in die Medienberichterstattung. Nicht mit großen Schlagzeilen, aber auch die kleinen Meldungen sind manches Mal Quell von Ärger. So etwa, wenn Focus nahe legt, das Erste habe seinen Tweet wegen Julia Klöckner zurückgezogen. Und was die Könige der Medienkritik, allen voran Michael Hanfeld von der FAZ, aus dem Thema machen, muss sich erst noch zeigen.
Ärgerlich daran ist, dass ein solcher Tweet geeignet ist, an den Stammtischen die Frage nach der parteipolitischen Neutralität des Ersten aufzuwerfen. Die Auseinandersetzungen um den Rundfunkbeitrag haben gezeigt: Von da ist es in Zeiten der Social Media nur noch ein Trippelschritt in die Mitte der Gesellschaft. Eine solche Diskussion braucht niemand.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner