Meinungsvielfalt
Kein Platz für Monopole
Der IT-Gigant Google könnte Ärger bekommen: Die Medienanstalt Hamburg Schleswig-Holstein denkt laut über die Einleitung eines Verfahrens gegen den Konzern nach. Davon wäre auch Jens Spahn betroffen.
Der Bundesgesundheitsminister versucht in seinem Kampf gegen das Virus die Öffentlichkeit zu mobilisieren. Das ist nicht zu kritisieren, sondern unverzichtbar. Resultat war das Portal "gesund.bund.de", auf dem viele Fragen rund um Corona beantwortet werden. Damit zog er den geballten Zorn der Zeitschriftenverleger auf sich. Deren Präsident Rudolf Thiemann sah in Spahns Informationsseite einen Angriff auf die Pressefreiheit. Der Grund: Das Portal kann nicht als journalistisches Angebot gesehen werden, sondern als PR-Seite, die journalistische Ratgeber links liegen lässt.
Doch es kam noch schlimmer: Offenbar wird "gesund.bund.de" in Google besser gelistet als redaktionelle Seiten wie etwa die Apotheken Umschau, die sich journalistisch mit Gesundheit und Vorsorge befassen. Kein Wunder: Jens Spahns Ministerium kooperiert mit dem Suchmaschinenkonzern. Diesmal bleibt es nicht beim wütenden Verlegerprotest. Die Medienanstalt Hamburg Schleswig-Holstein prüft die Einleitung eines Verfahrens gegen Google wegen "Diskriminierung journalistisch-redaktioneller Angebote", wie es heißt.
Gut so. Denn das letzte, was die deutsche Medienlandschaft braucht, ist ein Monopol, das sich in seinen Auswirkungen gegen die mittelständische Struktur der Verlage und gegen die Arbeitsplätze der Journalistinnen und Journalisten richtet. Eine solche Entwicklung lässt sich auch mit Corona nicht gut heißen.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner