15 Jahre RT
Kein Grund zum Feiern
Der russische Propagandakanal RT besteht seit 15 Jahren. Zum Jubiläum gab es warme Worte des Kreml-Autokraten Wladimir Putin.
Als Russia Today ging die Propagandamaschine 2005 an den Start. Ziel war, ein positives Bild Russlands in alle Welt zu verbreiten. Mit Journalismus, mit unabhängiger Information, mit Recherche und mit Kritik hatte das inhaltliche Konzept von Russia Today vom ersten Tag an nichts am Hut. Inzwischen wurde der Sender umbenannt in RT - wahrscheinlich deshalb, weil es längst nicht mehr nur um Russland geht. RT greift innenpolitische Themen der Länder auf, in denen es gesehen wird. In Deutschland waren das die Flüchtlingskrise und seit Anfang des Jahres die Corona-Pandemie und ihre Folgen.
Hätte nicht die Trump-Administration den Begriff "alternative Fakten" geprägt, er könnte auch RT zugeschrieben werden. Oder auch Fake News. Kommt es doch nicht von ungefähr, dass RT sein Publikum bei AfD-Anhängern, Corona-Leugnern und Verschwörungsideologen findet. Der Versuch, in Deutschland eine Sendelizenz zu erhalten, musste vor Jahren abgeblasen werden, nachdem das Strippenziehen eines RT-Lobbyisten öffentlich wurde.
Zum 15-jährigen Bestehen spendete Russlands Präsident Wladimir Putin warme Worte: "Das ist eine Stimme, der vertraut und die geachtet wird", behauptete er. Und mehr noch: "Das ist die Stimme der Wahrheit, die einige fürchten und zum Schweigen bringen wollen." Fürchten? So weit geht der Einfluss von RT dann doch nicht. Denn zum Glück fristet der Propagandakanal in einem vielseitigen Medienangebot nur ein Schattendasein. Daran ändert auch ein salbadernder Kreml-Chef nichts.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner