Türkei
Journalistenverfolgung geht weiter
Der Freispruch für den Cumhuriyet-Journalisten Erdem Gül in der vergangenen Woche war wohl ein Ausrutscher. Jetzt wurde eine Kollegin von ihm zu einer Haftstrafe verurteilt. Ihr "Verbrechen": kritische Berichterstattung.
Canan Coşkun, Gerichtsreporterin der regierungskritischen Zeitung Cumhuriyet, soll für zwei Jahre und drei Monate hinter Gitter. Nach Meinung eines Istanbuler Gerichts hat sie "mit dem Kampf gegen den Terror beauftragte Personen zur Zielscheibe gemacht". So heißt das in der Sprache der türkischen Justiz, wenn Journalisten kritische Fragen stellen und sich ihren Interviewpartnern nicht gebückter Haltung nähern. Davon hält sie nichts. "Als Journalistin ist es meine Aufgabe, all denen eine Stimme zu geben, die unterdrückt werden und die ansonsten niemand hören würde", sagte Coşkun der Süddeutschen Zeitung.Mit dem Urteil ist klar, dass die türkische Justiz an ihrer unnachgiebigen Haltung gegenüber Journalisten festhält. Der Freispruch für den Leiter des Cumhuriyet-Hauptstadtbüros in Ankara Erdem Gül war da wohl nur eine Ausnahme von der Regel. Canan Coşkun hofft dennoch auf die Berufung. Bis dahin bleibt sie auf freiem Fuß. Wenigstens das. Ein Kommentar von Hendrik Zörner