Gelbwesten
Journalisten im Visier
Unglaubliche Gewaltexzesse in Frankreich: Die Wut der Gelbwesten richtet sich jetzt gegen die Journalisten, weil sie angeblich nicht im Sinne der Protestbewegung berichten. Wie war das noch mit der Pressefreiheit?
Seit Monaten protestieren in Frankreich unzählige Menschen gegen die Sozialpolitik der Regierung, gegen zu niedrige Löhne, Arbeitslosigkeit, steigende Preise. Über die Gelbwesten wird berichtet, im In- und Ausland. Dazu gehört auch, dass die Journalisten die Ausschreitungen und die massiven Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften thematisieren.Das kommt offenbar bei manchen Demonstranten so schlecht an, dass gezielt Jagd auf Journalisten gemacht wird, wie die FAZ berichtet. Bereits vor einer Woche war das Büro eines Regierungssprechers gestürmt worden. Der Mann konnte nur unter Polizeischutz den wütenden Demonstranten entkommen. An diesem Wochenende ging es dann richtig zur Sache: In Rouen wurde das Team eines Privatsenders angegriffen, ein Personenschützer der Journalisten wurde krankenhausreif geschlagen. Anderswo wurden Zeitungsdruckereien blockiert, um das Ausliefern der Blätter zu verhindern. In Paris wurde eine Journalistin durch einen Knallkörper verletzt. Diese Fälle sind keine zufälligen Begleiterscheinungen von Großdemonstrationen. Die Gelbwesten werfen den Medien vor, die Interessen der Regierung in ihrer Berichterstattung zu vertreten.Ach, wirklich? Französische Zeitungen und Rundfunksender als verlängerter Arm von Emmanuel Macron? Wahrscheinlicher dürfte sein, dass im Zuge der Radikalisierung der Gelbwesten jegliches Verständnis für Ausgewogenheit in den Medien auf der Strecke geblieben ist. In Deutschland kennen wir das von Pegida.Ein Kommentar von Hendrik Zörner