Condé Nast
Journalismus wird abgeschafft
Der Verlag Condé Nast krempelt seine Magazine so radikal um, dass der Journalismus dabei auf der Strecke bleibt - und wahrscheinlich auch mehr als 20 Journalisten.
Gerade mal ein halbes Jahr steht Jessica Peppel-Schulz an der Spitze von Condé Nast, da unterzieht sie die Titel des Magazin-Verlags einem Radikalumbau. Fünf Prozent der Belegschaft, was nach Schätzung des Bayerischen Journalisten-Verbands 20 bis 30 Mitarbeitern entspricht, sollen gehen. Die Führungskräfte der Redaktionen heißen künftig nicht mehr Chefredakteure, sondern Markenverantwortliche. So richtig zeitgeistig soll es bei Condé Nast mit einer neuen Full-Service-Kreativberatung namens CNX zugehen. Ein neues "Mindset", eine Innovationskultur will Peppel-Schulz dem Verlag verpassen. Denn bisher habe man zu sehr in "Silos" gedacht.Tolle Sprüche, die wahrscheinlich keinem Journalisten über die Lippen gekommen wären. Wohl aber der neuen Top-Frau an der Verlagsspitze, die ihr Medien-Knowhow weniger in klassischen Redaktionen als mehr im Digitalgeschäft unter Beweis gestellt hat - die Betonung liegt auf "Geschäft". Da verwundert der Neusprech nicht, mit dem Peppel-Schulz die Umwälzungen verkleistert, die etliche Mitarbeiter den Job kosten sollen. Was unter "Markenverantwortung" zu verstehen ist, die die Redaktionsleiter tragen sollen, hat mit Journalismus nichts mehr zu tun: Consulting, Digitalgeschäft, neue Geschäftsfelder sollen beackert werden.Was Leser und Nutzer davon halten, wird nicht gefragt. Entscheidend ist allein, dass Condè Nast 2023 wieder in der Gewinnzone ist. Wie Vogue, Glamour und GQ dann aussehen und wieviel sie noch mit Journalismus zu tun haben, spielt für die Chefin offenbar keine Rolle. Hauptsache, die Kasse stimmt. So kann man renommierte Medientitel kaputt machen.Ein Kommentar von Hendrik Zörner