Pandora Papers
Journalismus der Extraklasse
Internationale Investigativjournalisten haben wieder zugeschlagen: Die Pandora Papers enthüllen die geheimen Geldverstecke von Politikern, Schwerreichen und Kriminellen. Ein Meisterwerk journalistischer Recherche.
Erst die Panama Papers, jetzt Pandora. Zwischen beiden Enthüllungen liegen Jahre. Das Thema ist das gleiche: Steueroasen, Briefkastenfirmen, Geldverstecke. Ging es bei den Panama Papers vor allem darum, das Geschäftsmodell des Ministaates Panama an den Pranger zu stellen und die Milliardenströme illegaler Gelder aufzudecken, gehen die Pandora Papers einen Schritt weiter. In den aktuellen Veröffentlichungen werden 35 Politiker genannt, die hinter den Kulissen krumme Geschäfte gemacht haben oder noch machen. An vorderster Front dabei: Tschechiens Ministerpräsident Andrej Babis. Bisher äußert er sich nicht zu den Vorwürfen, doch das dürfte sich bald ändern, weil in Tschechien Wahlkampf ist.
Wer steckt hinter den Veröffentlichungen? 600 Journalistinnen und Journalisten aus aller Welt, koordiniert vom Internationalen Konsortium für Investigative Journalistinnen und Journalisten (ICIJ) in den USA. Das ICIJ hatte einen Datensatz mit 11,9 Millionen vertraulichen Unterlagen zugespielt bekommen. Aus ihnen gehen die Eigentümer von 27.000 Offshore-Firmen hervor. Alle Daten mussten vor der Veröffentlichung überprüft werden. Das übernahmen die Partnermedien des ICIJ, darunter die Washington Post, die BBC, der NDR, der WDR und die Süddeutsche Zeitung, um nur einige zu nennen.
Deren Investigativredaktionen haben inzwischen Erfahrung damit, wie sie so gigantische Datenmengen checken können. Dennoch: Der Arbeitsaufwand war immens, jedes noch so kleine Detail musste geprüft werden, denn an juristischen Fallstricken besteht kein Magel, wenn es den Mächtigen an den Kragen geht.
Die Pandora Papers sind ein weiteres Beispiel für investigativen Journalismus der Extra-Klasse, wie er jetzt auch in einem Kinofilm gewürdigt wird: "Hinter den Schlagzeilen" schildert die Arbeit der Investigativredaktion der Süddeutschen Zeitung. Von den Pandora Papers ahnten die Münchner Kollegen noch nichts, als der Film entstand. Die Arbeitsweise ist indes die gleiche geblieben.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner