Sparen
Jetzt wird's kleinkariert
Seit mehr als einem Jahrzehnt überziehen die Zeitungsverlage ihre Redaktionen mit zum Teil rigiden Sparmaßnahmen. Skurril geht es derzeit bei der Süddeutschen Zeitung zu.
"Dann feiern wir eben selber." So lautete das Motto, unter dem mehr als 150 Beschäftigte der Süddeutschen Zeitung in der vergangenen Woche ihr eigenes Sommerfest feierten. Die Geschäftsführung hatte die traditionelle Feier kurzerhand abgeblasen - aus Kostengründen. Auch eine Feier für die Jubilare der Süddeutschen wurde gestrichen. Die Mitarbeiterfete organisierte daraufhin der Betriebsrat. Wieviel die Geschäftsführung durch den Verzicht eingespart hat, ist nicht bekannt.Doch damit nicht genug. Den SZ-Journalisten soll auch der halbe freie Tag gestrichen werden, den sie jährlich am Faschingsdienstag bekommen. Geht es noch verrückter?, will man fragen. In den meisten Zeitungsredaktionen liegt die tatsächlich geleistete Arbeitszeit bei 40 bis 45 Stunden pro Woche, also zwischen zehn und 25 Prozent über der tariflich vereinbarten Zeit. Diese Stunden schenken viele Journalisten ihren Verlagen, weil de facto keine Möglichkeit besteht, die Überstunden abzufeiern. So unterbesetzt sind viele Redaktionen inzwischen. In der Situation kommt die Geschäftsführung der Süddeutschen auf die Idee, einen halben freien Tag zu streichen. Wie schlecht das bei den Mitarbeitern ankommt, zeigt die Reaktion des Betriebsrats, der von einem "schlechten Scherz" sprach und rechtliche Konsequenzen nicht ausschließen will.Schade, dass so etwas Ernstes für einen so lustigen Tag offenbar nötig ist.Ein Kommentar von Hendrik Zörner