Kurzarbeit
Jetzt auch noch der "Spiegel"
Etliche Verlage haben auf Kurzarbeit umgeschaltet, mal mit, mal ohne die Redaktion. Jetzt will auch der "Spiegel" in den Krisenmodus schalten. Die Verleger balancieren auf einem schmalen Grat.
"Wie soll das denn gehen?" Und: "Kurzarbeit ist bei dem irren Redaktionsstress seit Corona wohl ein Witz." So lauteten Kommentare von Redakteuren, als vor zwei Wochen erstmals laut über die Einführung von Kurzarbeit in Zeitungsverlagen nachgedacht wurde. Kein Wunder, nimmt doch die Corona-Berichterstattung viele Redaktionen unter Beschlag. So war denn auch erst mal klar, dass es nur um Vertrieb und Anzeigenabteilung ging.Geht es längst nicht mehr. Ein renommierter Mediendienst ist betroffen und in Kürze wohl auch der "Spiegel". Das berichtet "turi2". Der Grund: Corona ist nicht nur lebensgefährlich, sondern killt auch Anzeigenaufträge. Bei dem Hamburger Nachrichtenmagazin wie in der gesamten Verlagsbranche.Also liegt Kurzarbeit eigentlich auf der Hand. Aber nur eigentlich. Denn Voraussetzung für die Genehmigung durch die Bundesagentur für Arbeit sind Nachweise über die geleistete Arbeitszeit der Mitarbeiter. Und das ist in Redaktionen schwierig, die über keine Zeiterfassung verfügen. Und noch ein ganz anderes, ein publizistisches Problem kommt hinzu: Durch die intensive Berichterstattung über Corona und die Folgen haben sich die Journalistinnen und Journalisten in den zurückliegenden Wochen viel Zustimmung bei den Mediennutzern erarbeitet - nach Jahren von "Lügenpresse"-Schmährufen und Hasskommentaren. Dieser Bonus droht verloren zu gehen, wenn es infolge von Kurzarbeit weniger und vielleicht sogar oberflächlichere Berichterstattung gibt. Das sollten sich die Verlage genau überlegen.Ein Kommentar von Hendrik Zörner