Handelsblatt
In der Wildnis
Nach Funke kommt jetzt die Handelsblatt-Gruppe aus der Ecke und kündigt Stellenabbau an. 20 bis 30 Jobs sollen in den nächsten drei Jahren gestrichen werden, um so die "digitale Transformation" hinzukriegen. Ein Sprung nach vorn mit weniger Journalisten - wie soll das gehen?
Es erinnert an die raue Wirklichkeit in der Wildnis, wo paarungswillige männliche Raubtiere gern die Kinder ihrer Vorgänger fressen. Der Vorgänger war, um im Bild zu bleiben, Gabor Steingart, der gehen musste. Die "Kinder" sind Meedia.de und die englischsprachige Digitalausgabe "Handelsblatt Today". Steingart holte Meedia zur Handelsblatt-Gruppe und gründete Handelsblatt Today, um so auf dem internationalen Wirtschaftsparkett präsent zu sein.Damit soll nun Schluss sein: Die englische Ausgabe wird eingestellt, Meedia wechselt den Eigentümer, darf also überleben. Trotzdem stehen unter dem Strich bis zu 30 Stellen, die es in drei Jahren nicht mehr geben soll. Der Verlag schließt beim Abbau Kündigungen nicht aus.Das bringt den DJV NRW auf die Palme: "Als Medienunternehmen in neue Produkte und Technologien investieren zu wollen, aber nicht in den Journalismus? Das kann nicht die Zukunftsstrategie eines Qualitätsmediums sein", schimpft Landesvorsitzender Frank Stach. "Digitale Transformationen machen in der Regel mehr Arbeitskraft erforderlich und nicht weniger." Der Verlag wäre gut beraten, wenn er seine Abbaupläne in der Schublade verschwinden ließe.Ein Kommentar von Hendrik Zörner