Datenskandal
Imagerisiko Facebook
Nach dem Datenskandal um Facebook wird die Zusammenarbeit einiger deutscher Großverlage mit dem Social Media-Riesen zum Imageproblem.
Vor drei Jahren begann die Kooperation. Facebook legte das Projekt "Instant Articles" auf. Es bot Nachrichtenportalen die Möglichkeit, redaktionelle Berichte ohne Verlinkung zum Verlagsportal direkt auf Facebook zu posten. Der wirtschaftliche Nutzen für die Verlage liegt in der Werbevermarktung und der Übermittlung der User-Daten durch Facebook. Und Anfang März wurde bekannt, dass einige der geposteten Texte der kooperierenden Verlage mit einem "Breaking News"-Label besonders hervorgehoben werden sollen.Die Zusammenarbeit gerät jetzt ins Zwielicht. Denn das US-Unternehmen steht in den Schlagzeilen, seit bekannt wurde, dass User-Daten missbräuchlich durch einen früheren Facebook-Dienstleister im Präsidentschaftswahlkampf von Donald Trump verwendet wurden. Können es sich Nachrichtenportale wie Spiegel Online und Zeit Online, die für ihren kritischen und unabhängigen Journalismus bekannt sind, noch länger leisten, die Kooperation fortzusetzen? Droht nicht die Gefahr, dass Facebooks dunkler Schatten auch sie überdeckt? Fragen, die sich in diesen Tagen aufdrängen.Die Zusammenarbeit war auch vor Bekanntwerden des Datenskandals nicht ungetrübt. Immer wieder fielen Fotos der Zeitgeschichte den Lösch-Algorithmen zum Opfer, wenn auf ihnen zuviel nackte Haut zu sehen war. Dass das harte Eingriffe in die Pressefreiheit waren, sprach sich innerhalb der Verlage bis zu den Klickzählern der Vertriebsabteilungen herum. Und dann die vielen Hasskommentare, auf die Facebook wie ein Brandbeschleuniger wirkt.Die kooperierenden Medien sollten sich genau überlegen, ob sie Facebook weiter die Treue halten wollen. Das Imagerisiko könnte schnell größer werden als der wirtschaftliche Nutzen.Ein Kommentar von Hendrik Zörner