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Pressefreiheit

Ich will mich nicht solidarisieren, muss es aber doch

23.06.2020

Hat Horst Seehofer nun Anzeige erstattet oder nicht? Und warum bleibt in dieser Situation keine andere Wahl als die Solidarität mit der taz-Kolumnistin?

Mit der Polizei machen wir Journalistinnen und Journalisten im Lauf unseres Berufslebens unterschiedliche Erfahrungen. Lokaljournalisten arbeiten in der Regel gut mit der Polizei zusammen, finden in den Beamten nicht selten Partner, die sie in ihrer Arbeit unterstützen. Für die Berichterstattung etwa über Unfälle und Katastrophen ist das das A und O des Journalismus. Das funktioniert meist gut und ist deshalb nicht Teil der Berichterstattung. Die gute Zusammenarbeit soll und muss aber an dieser Stelle mal erwähnt werden.

Und dann gibt es Ereignisse, die sowohl Polizisten als auch Journalisten an den Rand ihrer Leistungs- und Leidensfähigkeit bringen: Krawalle, Ausschreitungen, extremistische Gewalt, G 20-Gipfel in Hamburg, um nur einige zu nennen. Überall da, wo sich Journalisten und Polizisten nicht kennen, kann es knallen. Das haben Kollegen immer wieder erfahren müssen. Gewalt gegen Journalisten geht meist nicht von der Polizei aus, aber es ist die Polizei, die manches Mal nicht konsequent gegen diejenigen vorgeht, die in Journalisten Hassobjekte sehen.

Rechtfertigt das eine Kolumne, in der davon die Rede ist, Polizisten wie Müll zu behandeln? Die Frage wird der Deutsche Presserat beantworten. Die taz, wo die Kolumne erschienen ist, hat sich schon kontrovers damit beschäftigt und die Diskussion öffentlich gemacht. Zeitgleich mit den klaren Worten der taz-Chefredakteurin gegen den kritisierten Text hat der Bundesinnenminister keine bessere Idee, als eine Strafanzeige anzukündigen. Der Minister also, der qua Amt die Pressefreiheit besonders schützen soll, holt den Knüppel aus der Schublade. Der Minister, der bisher trotz mehrmaliger Aufforderungen keine sichtbaren Anstrengungen unternommen hat, Journalisten vor rechtsextremistischem Hass zu schützen.

Horst Seehofer zwingt damit mich und viele andere Journalisten zur Solidarität mit der taz-Kolumnistin. Das ist bitter. Denn ich finde die "Kolumne" wirklich abgrundtief schlecht.Ein Kommentar von Hendrik Zörner

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