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Huffington Post

"Huffington Post ist ein Schmierblatt, Fachkompetenz von Journalisten geht verloren!", kritisiert Moderator Jean Pütz

21.10.2013

Diskussion über neues Medienmodell geht weiter - und die Huffington Post freut sich drüber


Mit deutlichen Worten kritisiert der langjährige Fernsehmoderator Jean Pütz, der lange Zeit auch Vorsitzender der Wissenschaftspressekonferenz war, die Huffington Post Deutschland. Durch die kostenlose Mitarbeit von Bloggern gerieten hauptberufliche freie Journalisten immer weiter unter Druck. Schon heute kenne er zahlreiche Freie, die deutlich unter dem derzeit geforderten gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro in der Stunde verdienen würden. Selbst der WDR, wo er als Verantwortlicher zu seiner Zeit faire Honorare habe zahlen können, sei mittlerweile "knieselig" geworden. So hätten Wissenschaftsjournalisten zunehmend das Problem, dass Redakteure glaubten, man könne alles aus dem Internet ziehen. Damit werde die spezifische Kompetenz von hauptberuflichen Wissenschaftsjournalisten, Zusammenhänge darstellen zu können, übersehen, die Berichterstattung konzentriere sich nur noch auf Zeiträume, die kaum mehr als den Blickwinkel eines Jahres erfassten. Er sehe durch die Tendenzen zum Einsatz kostenloser Blogger und die Herabwertung der professionellen Berichterstattung die Demokratie in Gefahr, denn es bestehe die Gefahr, dass die Journalisten dadurch in den Radikalismus getrieben würden. Die Huffington Post selbst sei "ein Schmierblatt".

Pütz formulierte seine markigen Worte als "Telefonanrufer" in einer Diskussionsrunde im Radiosender WDR 5 am 19.10., an der neben anderen Anrufern der Geschäftsführer der Huffington Post Deutschland Oliver Eckert und der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken teilnahmen. Eckert verteidigte das Modell der Huffington Post als "Hybridmodell" von Journalisten und Bloggern. Nach wie vor hätten die Journalisten das Sagen, so werde jeder Blogbeitrag und jeder Kommentar von der Redaktion geprüft. Außerdem hätte die Huffington Post Deutschland fünfzehn Redakteure eingestellt - Eckert fragte: "Wo gibt es das sonst noch in Deutschland". Kritik an den vom DJV kritisierten Vertragsbedingungen wies er zurück, die Blogger hätten ein Recht zur Weiterverwertung. Für wen denn dann die "Nutzervereinbarung" auf der Webseite der Huffington Post Deutschland gelte, konnte oder wollte er dann allerdings nicht beantworten, sondern verteidigte diese Bedingungen damit, solche Bedingungen gebe es in allen Medien. Im Übrigen freue er sich über jede Kritik, denn die führe dazu, dass die Huffington Post noch bekannter würde.

Der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken räumte ein, dass das Modell der Huffington Post durchaus journalistisches Potenzial haben könne. Derzeit seien die Beiträge des Onlinemagazins allerdings durchweg aus anderen Quellen abgeschrieben und zeigten keine eigenständigen Recherchen. Er teile die Kritik von Jean Pütz, was die Auswirkungen auf den Journalismus angehe. Auch die Bedingungen, unter denen Blogger arbeiten sollten, seien nach wie vor fragwürdig, es fehlten Erklärungen, für wen die hart formulierte Nutzervereinbarung auf der Webseite eigentlich gelten würden. Es sei auch nicht so, dass allein die Huffington Post neue Stellen für Journalisten bieten würde.

Ein anderer Diskussionsteilnehmer, der per Telefon teilnahm, bestätigte den Rückgang der journalistischen Qualität auch im Lokalen. Modelle wie die Huffington Post würden auf Kommentare, nicht aber Ermittlung des Sachverhaltes zielen. Es würden immer weniger Zusammenhänge gezeigt, die Tendenz sei besorgniserregend. Ein anderer Anrufer verteidigte die Blogger gegen solche Kritik. Durch Blogs erhalte man Positionen, die man in der Presse nicht bekomme, und es gebe hervorragende Blogger.

Michael Konken machte deutlich, dass die Diskussion über die Huffington Post nicht zu einer Diskussion über das Bloggen generell geraten dürfe. Die Huffington Post müsse nicht so tun, als habe sie den Einsatz von Bloggern erfunden. Zahlreiche Medien setzten schon lange auf Blogger, die auch hervorragende journalistische Arbeit leisteten.

Die Diskussion als mp3 zum Nachhören gibt´s hier: WDR 5 Podcast  (Beginn 19. Minute) und hier direkt online



Autor: Michael Hirschler, hir@djv.de (@freie)

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