Christine Lambrecht
Nachtreten im Rücktritt
Die Verteidigungsministerin tritt zurück. Und sie tritt nach, gegen die Medien.
Viel, worüber Christine Lambrecht sich in der Medienberichterstattung freuen konnte, gab es in der letzten Zeit tatsächlich nicht, denn selten hatten die Medien Gutes zu vermelden. Pleiten, Pech und Pannen bei der Bundeswehr – und dann noch von ihr selbst aufgestellte Fettnäpfchen wie ihr Sohnemann-Foto aus dem Bundeswehr-Helikopter und ihr unsägliches Silvester-Video.
Lambrecht verabschiedet sich in fünf knappen Sätzen aus dem Amt, eine Pressekonferenz gab es bis dato nicht. Es scheint, als ob sie den Medien kein weiteres Futter mehr liefern möchte. Von Selbstkritik oder der Suche nach eigenen Fehlern und Versäumnissen ist nichts zu finden in ihrer dürren Rücktrittserklärung. Stattdessen bedient sich die Politikerin einer der dürftigsten Ausflüchte überhaupt: Die Medien sind mal wieder schuld.
Lambrecht behauptet, die „monatelange mediale Fokussierung auf meine Person“ mache eine Diskussion über die Lage der Soldaten, Bundeswehr und Sicherheitspolitik unmöglich. Das, was jede*r Politiker*in sonst so gerne hat, wenn die Berichterstattung genehm ist, soll also der Grund dafür sein, dass Lambrecht jetzt nicht mehr mag. Das ist ein nicht nur ebenso erwartbarer als in ihrem Fall auch schnell zu widerlegender Reflex. Ja, auch Journalist*innen und Medien machen Fehler. Und es ist kaum zu leugnen, dass es auch schon Medienkampagnen gegen Politiker*innen gab. Lambrecht ist aber nicht über die Berichterstattung gestürzt, sondern über sich selbst. Dass Medien über Fehler von Politiker*innen berichten, ist ihre Aufgabe. Das als Ausrede für ihren Abgang vorzuschieben, ist so hilflos wie dreist.
Ein Kommentar von Paul Eschenhagen