75 Jahre Süddeutsche
Herzlichen Glückwunsch, weiter so!
Seit 75 Jahren gibt es die Süddeutsche Zeitung. Darauf weist sie heute mit einer Jubiläumsbeilage hin. Herzlichen Glückwunsch, liebe Kolleginnen und Kollegen, zu 75 Jahren Spitzenjournalismus! Weiter so!
In Zeiten von Shitstorms und Hasskommentaren gehört schon eine Menge Souveränität dazu, wenn eine Redaktion einen Bericht über die Erfahrungen mit Leserbriefschreibern so betitelt: "Das Recht, sich aufzuregen". Heute nachzulesen in der Jubiläumsausgabe der Süddeutschen Zeitung anlässlich des 75. Geburtstags. Indes: Es geht in der Geschichte weniger um hoch emotionale und faktenfreie Kommentare, sondern um die Kommunikation zwischen Lesern und Redaktion. Und die scheint ausgesprochen fruchtbar zu sein: 50.000 Zuschriften treffen Jahr für Jahr bei der Süddeutschen ein. Manche sind kritisch, viele enthalten Anregungen und Ideen, von denen die Redaktion profitiert.
Dass das Blatt in seiner Jubiläumsausgabe zum 75-jährigen Bestehen ausgerechnet den Kontakt mit den Lesern redaktionell in den Mittelpunkt stellt, ist aller Ehren wert. Die Süddeutsche hätte auch mit Fug und Recht die eigenen Erfolge feiern können: die Veröffentlichung der Panama Papers etwa oder die aktuellen Enthüllungen zu Wirecard, um nur zwei Highlights der letzten Jahre zu nennen. Keine Frage: Was da in München betrieben wird, ist Journalismus der Spitzenklasse.
Schön wäre, wenn die Konzernmutter SWMH die herausragende Stellung ihrer eigenen Tochter würdigte. In netten Worten tut sie das sicher, aber nicht in harten Fakten. Und die sehen nun mal einen deutlichen Personalabbau vor. Wie die Süddeutsche ihre Spitzenstellung mit weniger Journalisten halten soll, bleibt abzuwarten.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner