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MDR

Hauptsache ostdeutsch?

05.07.2023

Was zählen Qualifikation und Beliebtheit von Moderatorinnen und Moderatoren im öffentlich-rechtlichen Fernsehen? Eine ganze Menge, soll man meinen. Auch beim Mitteldeutschen Rundfunk?

Der Fall sorgt bundesweit für Schlagzeilen: Nadia Kailouli und Aimen Abdulaziz-Said werden nicht länger zum Moderationsteam des ARD-Mittagsmagazins zählen. Wenn die Sendung ab Anfang 2024 vom RBB zum MDR wechselt, soll Schluss für die beiden sein. Auf Twitter schrieb Nadia Kailouli: "Wie ihr wisst, zieht das ARD-MiMA 2024 nach Leipzig. Ich werde die Sendung dann leider nicht mehr moderieren. Laut MDR-Chefredakteurin soll die künftige Moderation einen ost-deutschen Hintergrund haben. Das muss ich so akzeptieren und wünsche den Kolleg*innen viel Erfolg."
Aha. Ostdeutsch also ist das Einstellungskriterium beim MDR? Moderationserfahrung, journalistisches Können und Beliebtheit beim Publikum eher zweitrangig? Wenn Nadia Kailouli nicht das Blaue vom Himmel lügt, hat der MDR ein Erklärungsproblem. Das Verhalten des Senders deutet darauf hin, dass die Moderatorin mit ihrem Tweet ins Schwarze getroffen hat. Gegenüber t-online betont der Sender: "Viele Menschen in Ostdeutschland vermissen zudem in der bundesweiten Sichtbarkeit, unter anderem in den Medien, Persönlichkeiten mit Verankerung in Ostdeutschland. Diese Vielfaltsdimension beziehen wir deshalb ebenfalls in unsere Überlegungen in das vom MDR aus Mitteldeutschland federführend für die ARD verantwortete 'Mittagsmagazin' mit ein." Das Medienmagazin Zapp ist unzufrieden mit den Antworten des MDR auf die eigenen Fragen zu dem Thema und schreibt auf Twitter von einem "fragwürdigen Umgang" mit den beiden Moderatoren. Wohl auch deshalb, weil die beiden nicht zur Bewerbung beim MDR aufgefordert worden sein sollen - anders als etwa der langjährige RBB-Moderator Sascha Hingst.
Der MDR kommt aus der voll entbrannten Debatte nicht mehr ohne blaues Auge heraus. Aber wie wäre es, wenn der Sender seine Einstellungskriterien öffentlich macht? Und schleunigst darüber nachdenkt, ob er nicht mit seinem Fokus auf "ostdeutsch" den Menschen in seinem Sendegebiet womöglich mehr schadet als nützt? Als ob im Osten nur Journalistinnen und Journalisten mit deutsch klingenden Namen im Studio sitzen dürften.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner
 

Chancengleichheit Rundfunkanstalten DJV-Blog

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