Proteste
Hat Bauernverband seine Leute nicht im Griff?
Ansprechpartner*in
Hendrik Zörner
Protestierende Landwirte und Bürger haben im thüringischen Seligenthal Journalisten bedroht und an der Berichterstattung gehindert, als Wirtschaftsminister Robert Habeck vor Ort war. Und was tut der Bauernverband? Nichts.
Blockierte Druckereien und Pressezentren, ausgekübelter Dung vor dem Sender - das waren in den letzten Wochen Protestaktionen aufgebrachter Landwirte, die sich gegen Medien richteten. Damit nicht genug: Am Donnerstag wurden im thüringischen Seligenthal Berichterstatter angepöbelt und bedroht. Wege wurden versperrt, so dass die Journalisten nicht über den Besuch des Bundeswirtschaftsministers in einer Schokoladenfabrik berichten konnten. "Lügenpresse"-Rufe waren zu hören. Die hässliche Fratze von Pegida schwebte über dem Ort. Und die Polizei dachte überhaupt nicht daran, das Grundrecht der Pressefreiheit durchzusetzen.
Das allein ist schlimm genug. Es wird aber noch dadurch getoppt, dass der Dachverband der Landwirte, der Deutsche Bauernverband, in den zurückliegenden Monaten die Proteste aus dem Ruder laufen ließ. Erst am 6. Februar sah sich Generalsekretär Bernhard Krüsken zu einer Distanzierung genötigt: "Nicht nur sind die Medien in diesem Fall der falsche Adressat - schließlich wurde sehr ausführlich über die Bauernproteste berichtet -, auch sollte die Wahrung der Pressefreiheit uns allen ein grundsätzliches Anliegen sein."
Was hat das genützt? Nichts. Im Gegenteil. Die Radikalisierung der Proteste geht offenbar munter weiter. Kann ein Verband, der seine eigenen Leute nicht im Griff hat, noch ein verlässlicher Ansprechpartner für die Politik sein?