Süddeutsche Zeitung
Haltet den Maulwurf
Ansprechpartner*in
Hendrik Zörner
Die Süddeutsche Zeitung hat offenbar einen Maulwurf, der Redaktionsinterna an einen Mediendienst durchsticht. Die Suche nach der undichten Stelle hat bereits viel Aufsehen erregt. Jetzt hat die Chefredaktion "in eigener Sache" darüber berichtet.
Der Mediendienst Medieninsider gilt in der Branche als bestens vernetzt. Kein Wunder, war doch der Gründer des Dienstes Marvin Schade zuvor bereits seit Jahren ein Medienjournalist, der Gott und die Welt und vor allem die Spitzen der Medienwirtschaft gut kennt. Seine Kontake hat er mitgenommen, seinen Ruf auch. Davon profitiert Medieninsider, seit es den Dienst gibt.
Dass dort nicht Pressemitteilungen wiedergegeben werden, sondern beinharte Recherchen die Grundlagen der Berichterstattung sind, wissen die Abonnenten zu schätzen - und viele Betroffene zu fürchten. Mehr als einmal hat Medieninsider als erstes Medium über interne Planungen bei Axel Springer berichtet.
Kürzlich war die Süddeutsche Zeitung das Thema. "In der Redaktionskonferenz am 20. Dezember 2023 haben wir über unsere journalistischen Standards diskutiert, nachdem in einer Veröffentlichung des Branchendienstes Medieninsider einer Kollegin vorgeworfen worden war, nicht korrekt mit Quellen umgegangen zu sein. Verlauf und Inhalt dieser Redaktionskonferenz wurden tags darauf wiederum in diesem Branchendienst ausführlich wiedergegeben." Mit diesen Sätzen schildern Chefredaktion, Betriebsrat und Redaktionsausschuss jetzt "in eigener Sache", was sich abgespielt hat. "Wie bei anderen Unternehmen auch gibt es für diesen Fall bei der SZ Regeln, wie vorzugehen ist, unter anderem eine konzernweite Betriebsvereinbarung, die bereits seit 2002 gültig ist und in solchen Fällen zwingend befolgt werden muss. Diesen Regeln folgend, entschied die Chefredaktion, im Einvernehmen mit dem Betriebsrat, überprüfen zu lassen, ob es Datenverkehr zwischen den IP-Adressen der Redaktion und des Branchendienstes gegeben habe. Diese Überprüfung erbrachte kein Ergebnis, weitergehende Maßnahmen erfolgten nicht", heißt es weiter.
Und jetzt? Die Aktion "Haltet den Maulwurf" ist offenbar abgeblasen. Außer einem dicken Kratzer am Image des Blattes hat sie nichts gebracht. Aber das ist schlimm genug. Wie sicherlich auch die Auswirkungen auf die interne Kommunikationskultur bei der SZ.