Uber Files
Gut gemacht, Kollegen
Wieder hat ein internationales Rechercheteam dunkle Machenschaften ans Licht gebracht. 180 Journalistinnen und Journalisten des Internationalen Konsortiums Investigativer Journalistinnen und Journalisten (ICIJ) erforschten Datenmaterial zum Taxikonkurrenten Uber und brachten Brisantes hervor.
124.000 vertrauliche Dokumente aus dem Innern von Uber – das war der Datenschatz, den der britische Guardian von einem Whistleblower erhielt. Die Briten banden das ICIJ ein und schließlich beugten sich 180 Journalistinnen und Journalisten aus vielen Ländern über die Daten. Aus Deutschland waren die Investigativen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung beteiligt.
Was sie herausfanden, hat es in sich. Danach versuchte das US-amerikanische Unternehmen auf äußerst aggressive Weise, zwischen 2013 und 2017 die Stimmung zu beeinflussen, Politiker zu "bearbeiten" und auf die Gesetzgebung Einfluss zu nehmen. Welche Rolle deutsche Medienunternehmen gespielt haben, geht aus den Unterlagen ebenfalls hervor. So soll Springer eine Beteiligung an Uber gehalten haben. Vertreter des Konzerns haben offenbar auch gern als politische Türöffner agiert.
Ärgerlich sind die Uber Files auch für die FAZ. In dem Blatt erschien ein Uber-freundlicher Gastbeitrag, was nicht zu kritisieren ist, weil das Meinungsstück als Gastbeitrag gekennzeichnet war. Dass der Autor sich dafür und für andere Dienstleistungen von Uber bezahlen ließ, sei der FAZ nicht bekannt gewesen, hieß es. Dumm nur, dass er auch in der Fazit-Stiftung saß.
Was bei den Recherchen der ICIJ-Journalisten zusätzlich auffällt, ist die Schweigsamkeit amtierender oder ehemaliger Politiker, die laut Uber Files eine Rolle spielten. Medienanfragen wurden trotz mehrfacher Kontaktversuche nicht beantwortet. Warum eigentlich nicht, Frau Bär, Herr Dobrindt und andere?
Ein Kommentar von Hendrik Zörner