#AusgebranntePresse
Gruselkabinett der Medienfeindlichkeit
Einige Tweets zu #AusgebranntePresse. Zum Schutz der Journalistinnen und Journalisten anonymisiert. Screenshots: DJV.
Unter dem Hashtag #AusgebranntePresse posten Journalistinnen und Journalisten ihre Erlebnisse mit Anfeindungen, Drohungen, Beleidigungen und Angriffen. Die Sammlung ist bedrückend.
Seit über eineinhalb Jahren nehmen die verbalen und körperlichen Übergriffe gegen Journalistinnen und Journalisten zu. Jetzt reicht es vielen Medienschaffenden, unter #AusgebranntePresse machen sie sich in den Sozialen Medien Luft und schildern, was sie teilweise ertragen müssen. Das Lesen tut weh, es kommt ein Gruselkabinett an Hass, Menschenverachtung und Medienfeindlichkeit zusammen: von Schmähungen bis zu Morddrohungen, Doxing und tätlichen Angriffen.
„Körperlich attackiert zu werden ist Alltag. Nach Ausstrahlung kriege ich Nachrichten wie ‚Fotze‘, ‚Stück Scheiße‘, ‚Huren-Reporterin‘“. „Seit ich über die #Querdenker-Szene berichte, werde ich beleidigt und bedroht.“ „meine Privatadresse und Handynummer werden in Telegram-Kanälen mit mehreren tausend Followern geleaked. Dazu der Aufruf, mir mal die Meinung zu sagen‘.“ „Am Rande einer Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen, wurde ich von diesem Teilnehmer angegriffen. Es ist eine von mehreren Attacken, die ich in den vergangenen Monaten immer wieder erleben musste, von Beschimpfungen ganz zu schweigen.“ „Angespuckt, ins Gesicht gefasst, mit dem Tode bedroht. Aber auch in Schutz genommen, verteidigt und in der Ausübung unserer Arbeit unterstützt.“ „Auf einen Text über einen Holocaustleugner folgten Mord- und Gewaltdrohungen, zig Verfahren gegen Täter:innen.“
Die Liste an weiteren Beispielen ist lang, sehr lang. Auf Twitter trendet der Hashtag #AusgebranntePresse mit über 13.700 Tweets (Stand 29.12.2021 12:00 Uhr). Und natürlich schreiben dort auch die Medienfeinde und Querdenker fleißig mit. Empathie und Verständnis scheinen einigen schon lange verloren gegangen zu sein.
Viele Medienschaffende haben sich schon von der Berichterstattung beispielsweise über die Demonstrationen gegen die Coronamaßnahmen zurückgezogen. Man kann es ihnen kaum verübeln. Andere sind dort nur noch mit Sicherheitspersonal zum Schutz tätig. Denn die Erfahrung zeigt leider, dass auf die Polizei vor Ort nicht immer Verlass ist.
Der DJV bietet seinen Mitgliedern Unterstützung sowie Rechtsschutz. Außerdem hat er zusammen mit anderen Organisationen einen Schutzkodex für Medienschaffende ins Leben gerufen. Die Vertreter des DJV sind im ständigen Austausch mit den Behörden und der Polizei auf Bundes- und Landesebene. Dort muss endlich noch mehr passieren, um Journalistinnen und Journalisten zu schützen. Trotzdem ist auch jeder Einzelne gefragt und aufgerufen, der kleinen, radikalen Minderheit der Demokratiefeinde und Medienhassern entgegenzutreten und klarzustellen, dass ihr gewalttätiges Verhalten in Deutschland nicht geduldet wird. Solidarität und großen Respekt für alle Journalistinnen und Journalisten, die sich nicht einschüchtern lassen und nach wie vor berichten!
Ein Kommentar von Paul Eschenhagen