Mitglied werden
Login Logout Mitglied werden
Warenkorb

Non-Profit-Journalismus

Größer denken

08.11.2014

Wie Stiftungen und die Politik den Journalismus stärken können

Non-Profit-Organisationen, die im großen Stil Journalismus fördern, wie etwa die US-Stiftung Pro Publica, gibt es hierzulande auch deshalb nicht, weil dieser nicht als gemeinnützig anerkannt ist. Davon sind das Netzwerk Recherche und seine Mitstreiter überzeugt. Die Lücke in der Abgabenordnung sorge für Rechtsunsicherheit und schrecke Spender und Stifter ab, die sich für Journalismus engagieren wollen. Die Fachtagung am 6.11. in Berlin wurde deshalb zum Anlass genommen, die Forderung mit der neu gegründeten Initiative Nonprofit-Journalismus Deutschland auf eine noch breitere Basis zu stellen.

Volker Lilienthal bekundete zwar seine Zustimmung, warnte aber vor überhöhten Erwartungen. Stiftungen könnten weder kompensieren, was durch die andauernde Medienkrise bereits weggebrochen sei, noch aufbauen was – z. b. im Onlinebereich – noch fehle, so Lilienthal. Notwendig sei zunächst einmal ein Perspektivwechsel im Stiftungswesen, hin zur Förderung von Journalismus und nicht von Journalisten, konstatierte der Professor für Qualitätsjournalismus. Stephanie Reuter, Geschäftsführerin der Rudolf Augstein Stiftung, argumentierte ähnlich: Derzeit würden von den rund 20.000 deutschen Stiftungen weniger als 100 überhaupt Projekte mit journalistischem Bezug fördern, erklärte sie. Und diese unterstützen vor allem einzelne Journalistinnen und Journalisten, in dem sie z.B. Preise ausloben oder Ausbildungs- und Recherchestipendien vergeben.
Solche Formen der Anerkennung und Förderung von journalistischen Leistungen sind etabliert und wichtig. Aber: Angesichts des massiven Stellenabbaus, schrumpfender Redaktionsetats und der zunehmend schlechteren Honorierung der Freien ist es an der Zeit, größer zu denken. Im Anfang November veröffentlichten <link fileadmin user_upload vt_2014 positionspapier_finanzierung_djvvt14.pdf link-file>Positionspapier der DJV AG zur Finanzierung des Journalismus werden zivilgesellschaftliche Akteure – z.B. Stiftungen, Vereine und Initiativen – dazu aufgerufen sich (verstärkt) mit Finanzierungsmodellen zur Verstärkung demokratischer Öffentlichkeit zu befassen. Stiftungen können dabei Innovationen und Experimente ermöglichen und – wie Lilienthal es formulierte – für ein „Surplus an kritischem, recherchefundiertem Journalismus“ sorgen.
Neue Journalistenbüros und Netzwerke wie Correctiv, Hostwriter und die Krautreporter zeigen, wie eine fruchtbare Zusammenarbeit mit Akteuren des Dritten Sektors heute schon gelingen kann. Auf seinem diesjährigen Verbandstag in Weimar forderte der DJV den Gesetzgeber auf, die Rahmenbedingungen für solche Formen der Journalismusfinanzierung zu verbessern. Auch die Gemeinnützigkeit wird dabei als einer von vielen möglichen Ansatzpunkten benannt. Dass entsprechende Anträge allerdings derzeit kaum Chancen auf eine Mehrheit im Bundestag und in den Landtagen hätten, wurde in der medienpolitischen Abschlussrunde der Tagung deutlich. Grünen-Politikerin Tabea Rößner kritisierte in diesem Zusammenhang, dass der Wert des Journalismus im Parlament jahrelang gar nicht diskutiert worden sei. Der <link fileadmin user_upload vt_2014 positionspapier_finanzierung_djvvt14.pdf link-file>DJV fordert deshalb auch, die Debatte um die Vielfalt, Qualität und Finanzierung des Journalismus in den Ausschüssen und Gremien der Parlamente zu verankern. Etwa über eine Enquete-Kommission auf Bund/Länderebene, die mit Sachverständigen aus Politik, Wissenschaft und Medien sowie Vertretern von Journalistenverbänden und -gewerkschaften besetzt wird. Anna-Maria Wagner

AG Finanzierung Die letzten vier Meldungen der DJV-Startseite DJV-Medienpolitik

Weitere Artikel im DJV-Blog

Charlotte Merz
Charlotte Merz

15.05.2024

Die Richterin und das Grundrecht Pressefreiheit

Mit ihrem resoluten Vorgehen gegen einen ZDF-Reporter offenbart Richterin Charlotte Merz ein fragwürdiges Verhältnis zum Grundrecht der Pressefreiheit.

Mehr
STREIK BEIM WDR
STREIK BEIM WDR

07.05.2024

Gier auf Kosten der Freien

Dass Medienunternehmen in Tarifverhandlungen knauserig sind, ist nicht neu. Dass manche von ihnen erst durch Arbeitskämpfe zu besseren Angeboten zu bewegen sind, auch nicht. Dass aber die Honorare der …

Mehr
RAI
RAI

06.05.2024

Legt die Arbeit nieder

Beim italienischen Fernsehsender RAI wird heute gestreikt. Nicht für mehr Geld oder neue Tarifverträge, sondern gegen die Einmischungen der Regierung in die Programminhalte.

Mehr
ITALIEN
ITALIEN

26.04.2024

Hände weg von der RAI

Die Versuche der politischen Einflussnahme durch die Regierung Meloni auf den Rundfunksender RAI nehmen zu. Anfang Mai soll es deshalb einen Streik geben.

Mehr
MEDIENKRITIK
MEDIENKRITIK

25.04.2024

Til Schweiger überzieht

Im Interview mit der Zeit übt Schauspieler und Regisseur Til Schweiger heftige Kritik an einigen Medien. Das kann nach der Berichterstattung über ihn nicht verwundern. Aber bei Kritik belässt er es ni …

Mehr
WDR-RUNDFUNKRAT
WDR-RUNDFUNKRAT

24.04.2024

Zeichen gesetzt

Der Rundfunkrat des Westdeutschen Rundfunks fordert von dem Sender rechtliche Schritte, wenn die Erhöhung des Rundfunkbeitrags von der Politik nicht zügig beschlossen wird.

Mehr
JOURNALISTEN
JOURNALISTEN

22.04.2024

Wir sind kein Klischee

Warum nur geraten Journalisten im Spielfilm so gnadenlos daneben? Weil die Drehbuchschreiber keine Ahnung vom Journalismus haben? Oder weil sich das Klischee besser verkauft als die Wirklichkeit?

Mehr
URLAUBSENTGELT
URLAUBSENTGELT

19.04.2024

Freie, aufgepasst!

Freie beim Deutschlandradio haben Anspruch darauf, dass Wiederholungshonorare für die Berechnung des Urlaubsentgelts berücksichtigt werden. Das entschied das Bundesarbeitsgericht in einem Grundsatzurt …

Mehr
TARIFKONFLIKT
TARIFKONFLIKT

17.04.2024

Hoch zu Ross

750 Beschäftigte des Westdeutschen Rundfunks hatten gestern die Nase voll und beteiligten sich am Warnstreik der Gewerkschaften. Bestätigt wurden sie von den Verhandlern der Gegenseite.

Mehr
PROSIEBENSAT.1
PROSIEBENSAT.1

16.04.2024

Berlusconi ante portas

Droht der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 von Hauptaktionär Media for Europe übernommen zu werden? Die Medienaufsicht sollte ihren Blick schärfen.

Mehr
FERNSEHNACHRICHTEN
FERNSEHNACHRICHTEN

15.04.2024

Angekündigte Katastrophe

Mehrere Stunden lang flogen iranische Drohnen Richtung Israel. Stunden, in denen die Öffentlich-Rechtlichen ihr Programm hätten umkrempeln können. Doch bis zu Sondersendungen in ARD und ZDF vergingen  …

Mehr
SWMH
SWMH

11.04.2024

Tröpfchen-Kommunikation

Die Südwestdeutsche Medienholding (SWMH), zu der die Süddeutsche Zeitung gehört, tut sich schwer mit klaren und umfassenden Fakten zum geplanten Stellenabbau bei der SZ.

Mehr
ÜBERGRIFFE
ÜBERGRIFFE

09.04.2024

Nicht mehr so schlimm?

Laut Reporter ohne Grenzen ist die Zahl der Übergriffe auf Journalisten 2023 gegenüber dem Vorjahr stark gesunken. Grund zur Entwarnung? Eher nicht.

Mehr
HÖCKE-INTERVIEWS
HÖCKE-INTERVIEWS

08.04.2024

Mit Präzision begegnen

Wie lassen sich Interviews mit Thüringens AfD-Politiker Björn Höcke führen? Sollten sie überhaupt geführt werden? Damit hat sich die Süddeutsche Zeitung in einem lesenswerten Bericht auseinandergesetz …

Mehr
FÖDERL-SCHMID
FÖDERL-SCHMID

05.04.2024

Hexenjagd geht weiter

Die Universität Salzburg bescheinigt der stellvertretenden SZ-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid "kein relevantes wissenschaftliches Fehlverhalten". Sie darf ihren Doktortitel behalten. Das sieht …

Mehr
UPDATE: RUNDFUNK-MANIFEST
UPDATE: RUNDFUNK-MANIFEST

04.04.2024

Nah am Rand

Über das "Manifest für einen neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland" sind die notorischen Medienhasser in den Social Media aus dem Häuschen. Bei aller berechtigten Kritik an den Öffentli …

Mehr
KÖLNER STADT-ANZEIGER
KÖLNER STADT-ANZEIGER

03.04.2024

Vermarkter am Ruder

Die Online-Ausgabe des Kölner Stadt-Anzeigers soll der digitalen Produktentwicklung unterstellt werden und angeblich redaktionell unabhängig bleiben. Zweifel sind angebracht.

Mehr
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ

28.03.2024

Die Leser sind nicht blöd

Zeitungsleser wollen für Inhalte, die mit KI erzeugt werden, weniger bezahlen. Das ergab eine Umfrage. Eigentlich eine klare Aussage - wären da nicht Marketingexperten, die Morgenluft wittern.

Mehr
VOICES FESTIVAL
VOICES FESTIVAL

27.03.2024

Journalismus trifft Medienkompetenz

Nur wenn Qualitätsjournalismus und Medienkompetenz zusammenspielen, kann eine Zukunft gelingen, in der der Mensch im Mittelpunkt steht, fand DJV-Vorstandsmitglied Ute Korinth in Florenz heraus.

Mehr
TELEGRAM
TELEGRAM

26.03.2024

Schluss mit lustig

Ein spanisches Gericht hat den Messengerdienst Telegram in dem Land abgeschaltet. Grund sind Verstöße gegen das Urheberrecht.

Mehr