Fininvest
Gigantismus made in Italy
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Hendrik Zörner
Mit dem Tod von Silvio Berlusconi sind die Expansionspläne seines Medienkonzerns nicht zu Grabe getragen worden. Sein Sohn wirft ein Auge auf ProSiebenSat.1.
Pier Silvio Berlusconi ist zwar nicht für rechtspopulistische Äußerungen bekannt und politische Ambitionen werden ihm auch nicht nachgesagt, aber an Gigantismus scheint er seinem Vater, dem verstorbenen Ex-Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, nicht nachzustehen. Jüngst gab er bekannt, an einem europäischen Medienkonzern zu werkeln, dessen Kern sein geerbtes Unternehmen Fininvest sein soll. Damit aus dem italienischen Medienkonglomerat mehr wird, braucht Berlusconi einen beträchtlichen Anteil an ProSiebenSat.1. 29,7 Prozent gehören bereits zu Mediaforeurope (MFE), das wiederum zu 48,5 Prozent Fininvest gehört. Für einen europäischen Medienkonzern ist das noch nicht genug, aber bereits ein dicker Brocken zum Start.
Würde sich Berlusconi mit seinen Wachstumsplänen durchsetzen, wäre es schlecht um die Eigenständigkeit von ProSiebenSat.1 bestellt. Der Privatsenderverbund würde dann komplett aus Italien gesteuert. Mit seiner Marktmacht könnte Berlusconi Werbepreise bestimmen und massiven Einfluss auf das Programm wie auch auf die Zahl der Arbeitsplätze nehmen. Nur deshalb, weil ihm nicht der Geruch des rechten Populisten aus allen Poren strömt, sind seine Pläne ja nicht ungefährlich. Denn je größer das wirtschaftliche Engagement ist, desto stärker drängt sich die Gefahr des Meinungsmonopols auf.
Die zuständige Landesmedienanstalt muss genau aufpassen, was mit den Anteilen an ProSiebenSat.1 geschieht.