Berichterstattung
Gewaltopfer in den Focus nehmen
Über den Anstieg der AfD in den Umfragen wird viel und regelmäßig berichtet. Und was ist mit den Opfern rechter Gewalt?
Diese Frage werfen die Neuen Deutschen Medienmach*innen in einer aktuellen Pressemitteilung auf. Und geben gleich schon die Antwort: lieber keine Interviews mit AfD-Politikern führen, stattdessen mehr über Opfer rechter Gewalt berichten. Mit der zweiten Forderung haben sie recht. Selten bis gar nicht ist ein Gespräch mit einem Flüchtling, der in Deutschland überfallen und zusammengeschlagen wurde, der Aufmacher in einer Zeitung oder einem politischen Magazin. Die Bedrohungen gegen queere Menschen gelangen meist in Form von Zahlen in die Meldungsspalten. Betroffenenberichte? Ja, es gibt sie, aber nicht oft.
Stattdessen Interviews mit AfD-Politikern, in denen sie ihre Sicht der Dinge, man kann es auch Ideologie nennen, ausbreiten können. Vermeidbar ist die Berichterstattung über die rechtsextreme Partei und ihre Repräsentanten nicht. Aber diejenigen Journalisten, die sich in den Ring stellen, sollten schon ausgewiesene Profis im Führen harter Interviews sein. Alles andere gerät schnell zur puren Mikrofonhalterei. Und das ist nicht der Job von Journalistinnen und Journalisten. Erst recht nicht im Umgang mit einer Partei, die immer häufiger als rechtsextremistisch eingestuft wird.
Über eines darf sich kein Journalist Illusionen machen: Das Spitzenpersonal der AfD hat gelernt, mit den Medien umzugehen.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner