BDZV
Geheimniskrämerei contra Transparenz
Zu den neuen Vorwürfen der Financial Times in der Reichelt-Affäre schweigt sich Springer beharrlich aus. Wie passt das Schweigegelübde zur Transparenzforderung des Verlegerverbands an die Politik?
Seit Jahren schon fordert der DJV zusammen mit anderen Medienorganisationen die Einführung eines Presseauskunftsrechts auf Bundesebene. Eine der Partnerorganisationen in dieser Frage: der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV). Wenn es um Erleichterungen der Berichterstattung geht, um Freiheitsrechte der Journalistinnen und Journalisten, steht der Verlegerverband zuverlässig an der Seite der Journalistenorganisationen.
Dessen Präsident ist Springer-Chef Mathias Döpfner, der in diesen Tagen stark unter Druck steht. Vor einer Woche veröffentlichte die Financial Times ihren Enthüllungsbericht über die Reichelt-Affäre und den zögerlichen Umgang des Springer-Vorstands damit. Das Blatt beschuldigte Döpfner, massiv gegen die Reichelt-Kritiker im eigenen Haus vorgegangen zu sein und die externen Kritiker als "intolerante Linke" diffamiert zu haben. Die Vorwürfe sind so erheblich, dass der Funke-Verlag öffentlich Zweifel äußert, Mathias Döpfner sei weiter als BDZV-Präsident tragbar.
Und was sagt Springer dazu? Gar nichts. Telefonisch teilte die Springer-Pressestelle am 10. Februar dem DJV mit, dass sie sich zu internen Vorgängen grundsätzlich nicht äußere. Und auch Döpfner selbst ließ sich dazu bislang nicht öffentlich vernehmen.
Heute nun kommen die Delegierten des BDZV zusammen. Sie sollten auch darüber diskutieren, wie die Transparenzforderungen ihres Verbandes mit der Informationsblockade ihres Präsidenten zusammenpassen. Es geht um nicht weniger als um Glaubwürdigkeit.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner