Doku "Die große Angst"
Gänsehautfaktor
Nazi-Demo: Gedanken an Auswanderung. Screenshot: DJV
"Die große Angst." So heißt eine Dokumentation des MDR über die gesellschaftliche Lage in Ostdeutschland, die das Erste am Montagabend gesendet hat: exzellenter Journalismus mit Gänsehautfaktor.
Wie ist das gesellschaftliche Klima in Ostdeutschland, insbesondere in Sachsen und Thüringen, wo vor mehr als einer Woche die AfD zur großen Wahlsiegerin wurde? Dieser Frage ist ein Journalistenteam des Mitteldeutschen Rundfunks nachgegangen. Die Antworten wurden gestern Abend gesendet: "Die große Angst" lautet der Titel der beeindruckenden Dokumentation mit Gänsehautfaktor, ausgestrahlt zur Hauptsendezeit um 20.15 Uhr. Mitarbeiterinnen eines Jugendzentrums, eine parteilose Bürgermeisterin, eine Kabarettistin aus Österreich, Startup-Gründer und Politikwissenschaftler, um nur einige zu nennen, erzählen, was der Rechtsruck mit ihnen macht.
Und dann ist da noch Fabian Klaus, Reporter der Thüringer Allgemeinen, den das MDR-Team begleitet hat. Er selbst wurde schon tätlich angegriffen, versucht aber, das nicht an sich heranzulassen. Denn er muss doch berichten, muss doch beschreiben, was los ist, muss doch seinen Job machen. Aber Klaus erzählt auch davon, dass immer mehr Kollegen Angst haben, dass es immer häufiger dazu kommt, eine Recherche nicht zu machen oder ein kritisches Thema aus Furcht vor den Konsequenzen liegen zu lassen. Das, ja genau das, ist das Perfide an den Anfeindungen gegen Journalistinnen und Journalisten: die Schere im Kopf.
Die Doku gipfelt in den Aussagen mancher Bürgerinnen und Bürger, dass sie ernsthaft über Auswanderung bzw. Umzug nachdenken. Wer kann es ihnen verdenken? Jeden Tag Widerstand leisten kann nicht jeder. Umso wichtiger ist es, dass sich die Demokraten enger zusammenschließen und für die Grundwerte der Demokratie, für die Presse- und Meinungsfreiheit kämpfen. Sonst wird die Angst für alle nur noch größer.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner