Hurricane Festival
Für Fotografen laues Lüftchen
Avril Lavigne in Scheeßel: Was soll das? Screenshot: NDR
Über 70.000 Besucher, viel Musik, gute Stimmung: Das war das Hurricane Festival in Scheeßel an diesem Wochenende. Bildjournalisten hatten mit Repressalien zu kämpfen, die es in sich hatten.
Von Freitag bis Sonntag dauerte das Festival. Nach einem Platzregen am Eröffnungstag hatten die Besucher danach die besten Bedingungen, um die Musik zu genießen und zu feiern. Mehr als 70.000 Menschen kamen in die Provinz zwischen Bremen und Hamburg. Und wer es nicht dahin schaffte, konnte auf RTL+ das Konzert im Livestream verfolgen. Alles toll, soll man meinen.
Nein, für Bildjournalisten war der Hurricane eher ein laues Lüftchen. "Ed Sheeran durfte nur von zugelassenen Medien fotografiert werden. Bei Glockenbach war es nicht gestattet, Finger, Gesicht und Augenlöcher ins Visier zu nehmen. Und Stella Bossi durfte keineswegs ohne Sonnenbrille ins Bild gesetzt werden. Das waren nur drei der Vorgaben, mit denen sich Berichterstatterinnen und -erstatter konfrontiert sahen, als sie am vergangenen Wochenende über das 'Hurricane' in Scheeßel berichten wollten." So lautet der Anfang einer Pressemitteilung des DJV Bremen. Und weiter: "Der DJV Bremen verurteilt derlei Vorgaben aufs Schärfste, schränken sie doch die journalistische Freiheit erheblich ein."
Recht haben sie, die Kollegen an der Weser. Denn das, was das Festival-Management mit den Bildberichterstattern machte, ist die Verschärfung der Knebelbedingungen, die inzwischen leider branchenüblich geworden sind. Fast schon pervers werden die Einschränkungen jedoch deshalb, weil Fernsehzuschauer alles zu sehen bekamen, dank RTL+.
Was soll also das krampfhafte Bemühen, Musiker im besten und vor allem kontrollierten Bild erscheinen zu lassen? Es sieht fast nach einem Machtkampf zwischen Konzertveranstaltern und Journalisten aus. Schlimm, wenn Künstler so etwas nötig haben.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner