Freischreiber
Frank Überall antwortet Carola Dorner
Der DJV-Bundesvorsitzende wendet sich in einem offenen Brief an die neue Vorsitzende der Freischreiber. Er stellt in dem Schreiben klar, was der DJV für freie Journalisten leistet. Gleichzeitig bietet er ein Gespräch an: "Das gemeinsame Ziel muss doch sein, die anzugreifen, die die Arbeitsbedingungen für freie Journalisten/innen zunehmend verschlechtern", betont er.
Der Brief ist eine Entgegnung auf einen Artikel in der aktuellen Ausgabe des Medium Magazins (kostenpflichtiger Download), in dem Carola Dorner unter anderem behauptet hatte, dass die Freien-Vertreter beim DJV "nicht mehr wissen, wie das Leben draußen aussieht" und dass der DJV "seit 20 Jahren nicht mehr aquiriert hätte." In dem Schreiben zählt Frank Überall auf und erläutert, wie sich der DJV konkret für Freie einsetzt.
Hier das Schreiben im Wortlaut:
Liebe Carola Dorner,
mit Interesse, aber auch Verwunderung habe ich Ihre Äußerungen über den DJV und über mich im Interview der aktuellen Ausgabe des „Medium Magazins“ zur Kenntnis genommen.
Sie beschreiben beispielsweise, dass die Freien-Vertreter beim DJV „nicht mehr wissen, wie das Leben draußen aussieht“. Wir hätten „seit 20 Jahren nicht mehr akquiriert“, müssten nicht mehr über Verträge diskutieren und verhandeln, „sich keine Themen ausdenken und keine Exposés“ schreiben. Der DJV hat aber inzwischen gut zur Hälfte hauptberuflich „Freie“ in seiner Mitgliedschaft. Und die leben durchaus von der von Ihnen beschriebenen Vorgehensweise – ich gehöre selbst auch dazu. Und wir leisten viel für „Freie“: Unsere Freien-Honorarumfragen sorgen seit Jahren für Aufmerksamkeit, wir bieten auch Workshops und Kongresse an – aber wir leisten auch aktive Hilfe in vielen juristischen Fragen. Wir haben uns für das Verbandsklagerecht im Urheberrecht eingesetzt. Und bevor es das gab, waren wir die Nadelstiche für die Verlage, indem wir Einzelfälle für unsere Mitglieder durchgeklagt haben: So geht effektive Interessenvertretung! Im Übrigen gibt es auf der Ihrem Interview im Heft des „Medium Magazins“ folgenden Seite Hinweise auf DJV-Publikationen – ganz so untätig sind wir also wirklich nicht.
Es sei „schlichtweg unmöglich, für Feste und Freie gleichzeitig einstehen zu wollen, was z.B. Tarifverhandlungen zeigen, wo Abschlüsse oft zulasten der Freien-Honorare gehen“, erklären Sie in Ihrem Text. Das mag manchmal so sein. Und zwar immer dann, wenn Feste und Freie nicht zusammenhalten. Ich selbst habe etliche Jahre die Honorare für Freie beim WDR mit verhandeln dürfen: Dabei habe ich festgestellt, dass es nahezu unmöglich ist, alleine Freie so zum Streiken bringen zu wollen, dass das überhaupt auffällt und dann auch tatsächlich was bewegt. Für Feste und Freie gemeinsam zu verhandeln, das durch eine enge Kooperation unter dem Dach einer Gewerkschaft zu erzwingen, ist Erfolg versprechender als Einzelkämpfertum.
„Der DJV ist nach wie vor die Interessenvertretung der Festangestellten und seinen alten Strukturen verhaftet“, erläutern Sie weiter. Dabei haben wir in meiner Amtszeit einige Reformen auf den Weg gebracht.
Selbstverständlich setze ich mich auch weiterhin für die Belange von „Freien“ ein. So können Sie einige Seiten nach Ihrem Interview im „Medium Magazin“ von mir lesen, dass ich die Zeitungsverleger massiv angreife, weil sie Honorare unterhalb des Niveaus von Mindestlohn zahlen.
Ich würde mich freuen, wenn wir ins Gespräch kommen und Vorurteile abbauen könnten. Das gemeinsame Ziel muss doch sein, die anzugreifen, die die Arbeitsbedingungen für freie Journalisten/innen zunehmend verschlechtern!
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Frank Überall
DJV-Bundesvorsitzender
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Das Schreiben an Carola Dorner im Original finden Sie hier.