US-Medien
Feigheit vor dem Feind
Donald Trump: Kritische Medien im Visier. Foto: Imago
Der zum Disney-Konzern gehörende US-Fernsehsender ABC zahlt 16 Millionen Dollar für eine Falschaussage, um einer Klage des künftigen US-Präsidenten Donald Trump zu entgehen. Ein fatales Signal für andere Medien in den USA.
George Stephanopoulos heißt der Moderator des Fernsehsenders ABC, der sich im März mit einer Aussage über Donald Trump zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte. Dabei ging es um den Vorwurf der Vergewaltigung, der so nicht durch klare Fakten untermauert war. Sein Sender gab klein bei und zahlt jetzt 16 Millionen Dollar. 15 Millionen davon für eine künftige Stiftung Trumps und ein zu errichtendes Museum, eine weitere Million für die Anwaltskosten des künftigen Präsidenten.
Klar ist: Wenn Medien Fehler begehen, müssen sie dafür gerade stehen. Aber ob der Sender wirklich vor Gericht verloren hätte, ist zweifelhaft. Und deshalb werfen viele US-Medien ABC vor, in vorauseilendem Gehorsam den Schwanz einzuziehen.
Angesichts von Trumps Politik gegen kritischen Journalismus erweist ABC den US-Medien einen Bärendienst. Denn gegen den Sender CBS und die Zeitung Des Moines Register sind Klagen anhängig. Da wäre es besser, alle beklagten Medien würden sich vor Gericht zur Wehr setzen, statt vor einem Verfahren klein beizugeben. Denn niemand zweifelt daran, dass Trump auch als Präsident das Haar in der Suppe der Berichterstattung suchen wird.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner